Assessment-Info des IQPR

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.

Unsere Leitgedanken               Stand: 03.05.2004

Als Assessment bezeichnet man im Allgemeinen den Prozess der Einschätzung und Beurteilung. Assessments werden durchgeführt, um einen Ist-Zustand zu analysieren und auf der Basis dieser Analyse Entscheidungen über aktuelle und/oder zukünftige notwendige Maßnahmen/Interventionen zu treffen.
Mit unserer Datenbank unterstützen wir Sie bei der Auswahl geeigneter Assessmentinstrumente.
Unser Grundsatz heißt jedoch:

Assessment bedeutet mehr als die Anwendung von Assessmentinstrumenten!

Wir haben auf diesen Seiten daher einige unserer zentralen Leitsätze für die Entwicklung von Assessmentprozeduren und die Anwendung von Assessmentinstrumenten zusammengestellt. (Vor der Anwendung eines Instruments gilt über die Handbücher, verfahrensspezifischen Lehrgang etc. mit dem Instrument vertraut zu sein.)



Die Entwicklung von Assessmentprozeduren vollzieht sich in 6 Schritten!


  1. Konkretisierung der Fragestellung und Zielgrößen sowie Analyse und Bestimmung der Kriterien, die erfasst werden müssen,
  2. Auswahl geeigneter Assessmentinstrumente zur Erfassung der Kriterien inklusive der Bestimmung wer, wann diese Instrumente anwendet sowie
  3. Auswertung der einzelnen Test-/Untersuchungsergebnisse,
  4. Datenintegration und Gesamtbeurteilung in Bezug zu der Fragestellung und einem vorher festgelegten Beurteilungsmaßstab (z.B. Altersnorm, Anforderungen des Arbeitsplatzes),
  5. Ergebnisdokumentation und abschließend
  6. Ergebnisevaluation.

Für den Untersucher und Gestalter einer Assessmentprozedur stellen sich folgende Leitfragen:


Die Problem- und Zielanalyse sind die Basis für jede Assessmentprozedur!

Der Gestaltung der Assessmentprozedur muss eine Problem- und Zielanalyse vorausgehen. In jedem diagnostischen Prozess geht es nicht nur um die Frage wie etwas aussieht, sondern was geschehen soll - Orientierung auf ein Ziel, auf einen Zweck hin (Finalität von Assessmentprozeduren). Es gilt zu klären:

Im nächsten Schritt schließt sich die Auswahl der Instrumente an etc. (s.o.). Diese chronologische Reihenfolge ist zu beachten, es sollte nicht derart vorgegangen werden, dass die Analyse sowie die Gestaltung der Assessmentprozeduren vorrangig vom Vorhandensein einzelner Instrumente abhängig gemacht werden!


Ein zweistufiger Aufbau einer Assessmentprozedur realisiert Ganzheitlichkeit und Ökonomie!

Das Prinzip der Ganzheitlichkeit erfordert eine umfassende Analyse. Um zugleich dem Prinzip der Ökonomie zu entsprechen, empfiehlt es sich, Assessmentprozeduren in Prävention und Rehabilitation in der Regel mindestens zweistufig aufzubauen: In der ersten Stufe sollte ein Screening durchgeführt werden, bei dem möglichst alle relevanten Kriterien - wenn auch nur grob - analysiert werden. In der zweiten Stufe werden anschließend nur die Kriterien differenzierter erhoben, die nach den Ergebnissen der Screeningstufe relevant sind.


Das Einschätzen von Chancen und Risiken erfordert Prozessdiagnostik!

Die Einschätzung von Chancen und Risiken für eine zukünftige Verlaufseinschätzung bedarf einer Verlaufsbetrachtung, d.h. einer Prozessdiagnostik. Die Prognose und die Vorhersage von Entwicklungstendenzen setzen sequentielle Diagnoseschritte voraus, über eine Momentaufnahme können keine Entwicklungstendenzen abgeleitet werden.


Die Auswahl der Instrumente muss ziel- und ressourcenorientiert erfolgen!

Bei der Auswahl der Instrumente sollte weiterhin ziel- und ressourcenorientiert vorgegangen werden.
Zielorientiert meint in diesem Zusammenhang, dass zu prüfen ist, inwieweit ein Instrument die im ersten Schritt der Assessmentplanung festgelegten zu analysierenden Kriterien abbildet. Dabei gilt es auch zu prüfen, ob das dem Instrument zu Grunde liegende Konstrukt oder die zu Grunde liegende Theorie konform ist mit dem eigenen diagnostischen Ansatz.
Ressourcenorientiert bedeutet in diesem Zusammenhang, dass nach der Festlegung der Kriterien, die analysiert werden sollen, die Auswahl der Instrumente vor dem Hintergrund der institutionellen und personellen Voraussetzungen erfolgen sollte. Dabei ist zu klären:


Assessment ist Interaktion und Kommunikation!

Assessment und Diagnostik sind eine Form der Interaktion/Kommunikation. Diagnostik und Assessment vollzieht sich in einem sozialen Kontext zwischen Untersucher, Klient/Proband, in dem die diagnostische Frage die Interaktion determiniert (sozialer Aspekt).
Dieser Aspekt muss insbesondere bei der Gestaltung der Assessmentprozedur berücksichtigt werden.


Die Qualität der Assessments, hängt nicht nur davon ab, ob das verwendete Verfahren die Gütekritieren erfüllt!

Wenn die Qualität von Assessmentinstrumenten oder Assessmentprozeduren bemessen werden soll, dann wird häufig, insbesondere von wissenschaftlicher Seite, die Erfüllung von Testgütekriterien vorangestellt. Die Testgütekriterien stellen zwar ein Qualitätskriterium für die Beurteilung des einzelnen Instruments dar, aber keineswegs ist damit automatisch oder ausschließlich die Qualität der Assessmentprozedur bestimmt.
Folgende Aspekte stellen wichtige Qualitätskriterien für das gesamte Assessment dar:

Weiterhin ist zu beachten, dass auch bei nicht nachgewiesener Testgüte der Einsatz eines Instrumentes durchaus sinnvoll ist. Der Einsatz von Assessmentinstrumenten ist ganz pragmatisch zu rechtfertigen, wenn die Entscheidungen und Vorhersagen, die auf der Basis des Instruments getroffen werden, tauglicher sind als Entscheidungen und Vorhersagen, die ohne das Instrument möglich wären. Ein wichtiger Leitsatz: Der Wert eines Tests ist wesentlich an seinem Beitrag zur Optimierung von Entscheidungsstrategien zu bemessen.


Qualitative Verfahren sind wichtige Informationsquellen!

Die Wertigkeit qualitativer Verfahren wird oftmals unterschätzt. Gerade qualitative Verfahren, so z.B. die Interview- oder Beobachtungstechnik haben den Vorteil, dass man sich dem Betreffenden annähert zugleich den Beobachtenden wie den Interviewer und seinen Standpunkt hintenanstellt. Sie ermöglichen oftmals erst die Dialogorientierung wie sie oben gefordert wurde.

Bei Bewegungstest ist herauszustellen, dass qualitative Bewegungskriterien wichtige Informationen über den Prozess der Leistungserbringung liefern und für die Interpretation eines Testergebnisses sind derartige prozessorientierte Kriterien wichtig.


Individualisierung und Standardisierung - beide konkurrierende Prinzipien müssen kombiniert werden!

Die Prinzipien der Standardisierung und Individualisierung konkurrieren. Wird auf der einen Seite die Standardisierung einer Assessmentprozeduren gefordert, so z.B. durch Vorgabe von Belastungsschritten beim Stufentest oder des Bewegungstempos so widerspricht dies einer an die Belastbarkeit des Individuums angepassten Belastungsform bzw. Belastungssteigerung. Gerade bei Menschen mit Behinderungen ist es oftmals notwendig von dem standardisiertem Testprotokoll abzuweichen und einer der Funktionsfähigkeit gerechte Modifikation des Tests vorzunehmen.

Erfolgt die Testdurchführung abweichend von den vorgegebenen Standards, um dem Prinzip der Individualisierung zu genügen, sollte der Untersucher dies jedoch entsprechend dokumentieren.


Mit einer individuum-orientierten Datenintegration wird man dem Prinzip der Individualisierung gerecht!

Das Prinzip der Individualisierung ist bei der Datenintegration ebenso zu berücksichtigen. Im komplexen Prozess der Datenintegration sind qualitative und quantitative Daten der Selbst- und Fremdbeobachtung zueinander in Beziehung zu setzen und in einem Gesamturteil zu integrieren. Die statistische Urteilsfindung, charakterisiert durch definierte Beurteilungsalgorithmen, erhöhen zwar die Standardisierung der Urteilsbildung, aber nicht notwendigerweise deren Qualität. Intra- und interindividuelle Schwankungen bleiben bei der ausschließlichen Anwendung von Regelsätzen unberücksichtigt. Die individuum-orientierte Urteilsfindung stellt die systematische Verbindung von Regelorientierung und Ganzheitsorientierung dar, sie erfordert daher einen geschulten Untersucher.