IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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BI, Barthel-Index (dt. Version)
Autoren des Beitrags: IQPR Bettina Begerow, Annette Röhrig
Grunddaten
aktualisiert: 08.06.2005
Barthel-Index (dt. Version)  (BI)
Von: Heuschmann et al.,
Hasemann W.,
Schupp W. et al.
Verlag (Jahr): (2005
2002
o.A.)
Originalversion
Barthel Index  (BI)
von: Mahoney F.I., Barthel D.W.
Verlag (Jahr): (1965)
Zusammenfassung
Der Barthel Index (BI) ist ein international verbreitetes und anerkanntes Instrument zur Beurteilung der Aktivitäten des täglichen Lebens. Das Ziel ist, den Grad der Unabhängigkeit von Fremdhilfe im Bereich der Selbstversorgung für Essen, Baden, Körperpflege, Toilettenbenutzung, Ankleiden, Darm- und Blasenkontrolle, sowie Im Bereich der Mobilität für Transfer, Treppensteigen, Fortbewegung zu ermitteln. Inzwischen existieren verschiedene modifizierte und ergänzte Versionen, beispielsweise, um auch kognitive Items abtesten zu können. Der BI wird zumeist innerhalb neuromuskulärer, muskuloskelettaler und geriatrischer Patientenklientel angewendet, um den Akutstatus zu erfassen und Behandlungserfolge zu bewerten. Mit einer Anwendungs- und einer Auswertungszeit von jeweils 5 Minuten ist der BI ein zeitökonomisches Instrument, das sowohl durch den direkten Patientenkontakt, als auch durch Befragung von Angehörigen oder Pflegepersonal entweder durch den Arzt oder durch direkt betreuendes Pflegepersonal durchgeführt werden kann.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Erfassung der Unabhängigkeit von fremder Hilfe in den Bereichen des täglichen Lebens für Fortbewegung, Körperpflege, Essen, Kontinenz, um sowohl Akutstatuserhebungen, als auch Rehabilitationsverläufe darstellen zu können.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Jeweils 1 ordinalskaliertes Item zu:
- Essen / Trinken
- persönliche Pflege
- An / Ausziehen
- Baden / Duschen / Körper waschen
- Transfer von Rollstuhl ins Bett
- Fortbewegen auf ebenem Untergrund
- Treppen auf- und absteigen
- Benutzung der Toilette
- Stuhl- und Harnkontrolle

Gesamtzahl der Items: 10
Theoretische Grundlagen:
Mit dem BI soll sowohl eine Messung der akuten Situation, als auch der Erfolg der Rehabilitation und eine Abschätzung für weitere Genesung vorgenommen werden. Die Skala wurde von der Physiotherapeutin Barthel und der Ärztin Mahoney vorrangig für Patienten mit neuromuskulären und muskuloskelettalen (chronischen) Erkrankungen entwickelt. Augenscheinlich ist bei einigen Items zu erkennen, dass diese orientiert an Querschnittspatienten/Rollstuhlfahrern konzipiert wurden (Lübke, 2001).
Inzwischen findet der BI vielfach Anwendung, v.a. im Bereich der Geriatrie. Durch diese Indikationserweiterung fehlten teilweise die Beurteilungsmaßstäbe und auch zusätzliche Items. Daher sind inzwischen Erweiterungen, Modifikationen und ein neues Einstufungsmanual entstanden.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Fremdeinschätzung; Beobachtung;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Die 10 Items (eins zu jedem Prüfbereich) sind ordinalskaliert und werden durch unterschiedliche Punktvergabe entsprechend gewichtet. Bewertet wird nach 3 Kategorien, entweder 0 / 5 / 10 oder 0 / 10 / 15 Punkte. Die 3 Kategorien:
- nicht möglich
- mit Unterstützung
- selbständig.
Der Gesamtscore kann Werte zwischen 0 und 100 erreichen, wobei ein höherer Score für eine größere Unabhängigkeit steht. Häufig kritisiert werden die z.T. unklaren Begrifflichkeiten und Beschreibungen der Items des Original BI. Diese wurden in den deutschen Übersetzungen z.T. ergänzt bzw. abgeändert. Evaluationsergebnisse liegen z.B. zum Hamburger Einstufungsmanuals zum Barthel-Index vor (http://www.bag-geriatrie.de/Dokumente/ 041109.Barthel.Expose.UeberarbBAG.Web.pdf)
Aufbau: Modularer Einsatz möglich; Für den Einsatz in der Frührehabilitation schwer hirngeschädigter Patienten entstand der Frühreha-Barthelindex, der um die Aspekte
- intensivmedizinisch überwachungspflichtiger Zustand
- absaugpflichtigiges Tracheostoma
- intermittierende Beatmung
- beaufsichtigungspflichtige Verwirrtheit
- beaufsichtigungspflichtige Verhaltensstörung mit Eigen- und / oder Fremgefährdung
- beaufsichtigungspflichtige Schluckstörung
- schwere Verständigungsstörung erweitert wurde.

Außerdem wurde der Erweiterte Barthel-Index (EBI) für die Population neurologischer Patienten entwickelt, um Fähigkeitsstörungen, Verlauf und Outcome zu bestimmen, sowie eine Zuordnung zu den Rehabilitationsphasen A-F vornehmen zu können (Prosiegel et al, 1996). Der Barthel-Index wurde um 6 kognitive Items erweitert:
- Verstehen
- Verständlichkeit
- soziale Interaktion
- Problemlösen
- Gedächtnis / Lernfähigkeit / Orientierung
- Sehen / Neglect
Mit dieser Erweiterung entspricht der EBI dem FIM. Allerdings ist er präziser operationalisiert.

Gütekriterien
Reliabilität:
Kritik in Bezug auf die Reliabilität der Originalversion kommt von der Arbeitsgruppe um Dewing (1992), die die Reliabilität aufgrund der Literatur als nicht gesichert ansieht, da die Mehrzahl der Studien nicht die Handlungsanleitungen für das Scoring einbezogen hat und da Einzelstudien methodische Schwächen aufwiesen. Die Reliabilität der Deutschen Version (Heuschmann, 2005) wurde in einer Studie an 72 Schlaganfallpatienten in der Akutphase untersucht. Hierbei lag der mittlere Kappa-Koeffizient bei 0.93. In einer Interrater-Reliabilitätsuntersuchung mehrerer Indices in der Schlaganfallrehabilitation lagen die Korrelationskoeffizienten einer postalischen Fassung bei 0.79 und die einer telefonischen Version bei 0.85 (ebd.).
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Anwendungsfelder:
Muskuloskelettale und neuromuskuläre Erkrankungen, neurologische Schadensbilder, Geriatrie
Referenzen der praktischen Anwendung:
Der BI ist sehr weit verbreitet und wurde in vielen klinischen Einrichtungen als Eingangs- und Ausgangs-Assessment eingesetzt, z.B. im Stroke Center der Universität Washington und im evangelische Geriatriezentrum Berlin gGmbH.
Das Evaluationsergebnis des Hamburger Einstufungsmanuals, das explizit zur besseren Einschätzung des BI entworfen wurde, hat dazu geführt, dass der Ausschuss Qualitätssicherung der BAGkgE (Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen
Einrichtungen e.V.) die Anwendung des BI in Kombination mit dem Hamburger Einstufungsmanual als einheitliche Operationalisierungsgrundlage in allen geriatrischen Einrichtungen empfohlen hat.
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Ärzte, Physio-/Ergotherapeuten, Sportwissenschaftler, erfahrenes Pflegepersonal
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Anwendungsdauer: 5 Min
Hinweise zur Auswertung: Auswertungsdauer: 5 Min
Kosten
Anschaffungskosten: bei Angabe der Autoren ist Verwendung kostenfrei
Publikationen
Allgemein:
Lübke N, Grassl A, Kundy M, Meier-Baumgartner HP, Wilk J: Hamburger Einstufungsmanual zum Barthel-Index. Geriatrie Journal 2001; Heft 1/2, 41-46.

Mahoney FI, Barthel DW: Functional evaluation: the Barthel Index. Maryland State Med J 1965;14:61-65.

Prosiegel M., Böttger S., Schenk T., König N., Marolf M., Vaney C., Garner C., Yassouridis A. (1996): Der Erweiterte Barthel-Index (EBI) - eine neue Skala zur Erfassung von Fähigkeitsstörungen bei neurologischen Patienten. Neurologie und Rehabilitation, 1, 7-13.

Wade DT, Collin C: The Barthel ADL Index: a standard measure of physical disability? Int Disabil Stud 1988;10 (2):64-67.

Demoversion des Barthel-Index:

Mahoney FI. und Barthel DW: "Functional evaluation:The Barthel Index." Maryland State Medical Journal 1965; 14:56-61.
http://www.neuro-oas.mgh.harvard.edu/stopstroke/pdfs/

Heuschmann et al.: Untersuchung der Reliabilität der dt. Version des Barthel.Index...Fortschr Neurol Psychiat 2005; 73:74-82.
http://www.public-health.med.uni-erlangen.de/presse/Reliabilitaet%20Barthel-Index-2005.pdf

Hasemann (2002): http://www.bobath.net/germ/literatur/barthel.html

Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie: http://www.geriatrie-online.at/dynasite.cfm?dssid=4285&dsmid=62974#dsa476796

Schönle: Frühreha-Barthel-Index (FRB): IN: Die Rehabilitation 34(1995):69-73.
Zu den Gütekriterien:
Dewing J: A critique of the Barthel Index. Brit Nursing 1992;1/7:325-329.

Heuschmann PU et al: Untersuchung der Reliabilität der deutschen Version des Barthel-Index sowie Entwicklung einer postalischen und telefonischen Fassung für den Einsatz bei Schlaganfall-Patienten. Fortschr Neurol Psychiat 2005;73:74-82.

Kliebsch U, Brenner H: Inter-Rater-Reliabilität von Instrumenten zur Beurteilung von Pflegebedürftigkeit: Ein Review der internationalen Literatur. Sozial und Präventivmedizin 1996;41:303-314.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Körperliche Fähigkeiten Alltagsaktivitäten (ADL)
Person <> Alltagsleben Alltagsaktivitäten (ADL)
Person <> Gesundheit / Krankheit Alltagsaktivitäten (ADL)