IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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GGT, Gleichgewichtstest
Autoren des Beitrags: Georg Wydra
Grunddaten
aktualisiert: 06.05.2004
Gleichgewichtstest  (GGT)
Von: Wydra G.
Verlag (Jahr): (o. A.)
Bestellung: Prof. Georg Wydra
Universität des Saarlandes
Sportwissenschaftliches Institut
66041 Saarbrücken
g.wydra@mx.uni-saarland.de

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: Prof. Georg Wydra
s.o.
Zusammenfassung
Bei dem GGT handelt es sich um eine für die Sporttherapie mit neurologischen Patienten entwickelte Testreihe, die sich empirisch und praktisch bewährt hat. Das Verfahren ist wissenschaftlich begründet, die Gütekriterien - auch die der Ökonomie und Utilität - werden in hohem Maße erfüllt und aufgrund des Fehlens vergleichbarer Verfahren für den Bereich der Arbeit mit Erwachsenen wurde durch die Konstruktion eine Lücke geschlossen.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Erfassung des statischen und dynamischen Gleichgewichts bei Erwachsenen.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
statisches Gleichgewicht: 7 Items;
dynamisches Gleichgewicht 7 Items

Gesamtzahl der Items: 14
Theoretische Grundlagen:
Physikalisch gesehen stellt die Körperhaltung des Menschen eine äußerst labile Gleichgewichtslage dar, da der Unterstützungspunkt weit unterhalb des Körperschwerpunktes liegt. Zur Aufrechterhaltung der aufrechten Haltung im Stehen bzw. in Bewegung ist ständig Muskelarbeit notwendig, die über das ZNS koordiniert werden muss. Unabdingbare Voraussetzung hierfür ist eine intakte Hämodynamik und ein intakter Stoffwechsel.
Störungen des Gleichgewichts finden sich in der Bewegungstherapie bei einer Vielzahl von Patienten. Die Ursachen hierfür können hämodynamisch bedingt sein, neurologischer Natur sein oder auch durch mangelnde Übung hervorgerufen werden. Während der orthostatische Schwindel (vgl. KIRCHHOFF 1981) unabhängig von der Qualität der Informationsverarbeitung im ZNS ist, ist bei den beiden anderen Formen der Gleichgewichtsstörungen entweder die Qualität der sensorischen Rückmeldung oder die Qualität der Informationsverarbeitung beeinträchtigt.
Die wichtigsten Analysatoren für die Erhaltung des Gleichgewichts sind:
o der optische Analysator
o der kinästhetische Analysator
o der taktile Analysator
o der statico-dynamische Analysator.
Untersuchungen zeigen, dass der optische Analysator eine große Bedeutung für die Gleichgewichtsfähigkeit besitzt. Insbesondere das dynamische Gleichgewichtsverhalten scheint in einem stärkeren Maße vom optischen Analysator abzuhängen als das quasistatische (GABEL 1984).
Die Muskelspindeln als Längenrezeptoren in einem "eigenreflektorischen Regelkreis" (HENATSCH 1976, 205 f..) haben einen unmittelbaren Einfluss auf die Erhaltung einer vom ZNS vorgegebenen Muskelspannung und damit die aufrechte Haltung. Die über taktile Empfindungen vor allem an den Fußsohlen auslösbaren Fremdreflexe haben ebenfalls einen unmittelbaren Einfluss auf die Muskelspannung. Das vestibuläre System hat drei Hauptfunktionen: Die Regelung der Körperstellung, die Blickregelung und die bewusste Raumorientierung (KUHL 1981). Diese multifaktorielle Organisation der Gleichgewichtsregulation ist die physiologische Grundlage für das Inkrafttreten von Kompensationsmechanismen, wenn ein Baustein aus dem Gesamtgefüge ausfällt und Störungen der Gleichgewichtsfähigkeit durch Übung ausgeglichen werden müssen (DAHLMANN 1983; STOLL et al. 1986; KIPHARD 1985).
Zur Untersuchung der Gleichgewichtsfähigkeit bieten sich neben den neurologischen Funktionsprüfungen eine Reihe von vor allem technisch sehr interessanten Methoden an.
Neben dem EMG zur Darstellung der Muskelaktivität bei Bewegungen (vgl. Dietz 1984), dem EEG zur Registrierung der Hirnaktivität und der Nystagmographie (vgl. GABEL 1984) ist vor allem die Erfassung der Reaktionskräfte auf der Unterstützungsfläche mittels spezieller Kraftmessplattformen (vgl. LIEBERMEISTER/SEICHERT 1986; JOBST 1989) zur Beurteilung der Gleichgewichtsreaktion geeignet. Dem unbestreitbaren Vorteil der exakten Erfassung kleinster Kraftimpulse als Ausdruck der Körperschwerpunktverlagerung steht der Nachteil des großen messtechnischen Aufwandes gegenüber.
Für die Routinearbeit in der bewegungstherapeutischen Praxis kommen solche Verfahren kaum in Frage.

Wir wählten für die Untersuchung der Gleichgewichtsfähigkeit eine motorische Testreihe, die sowohl von Patienten mit ausgesprochenen Gleichgewichtsstörungen als auch von Probanden ohne jede Störung bewältigt werden kann und die Patienten hinsichtlich ihrer Gleichgewichtsfähigkeit hinreichend differenziert. Hierzu wurden sowohl statische Übungen, als auch dynamische Übungen auf einem Balancierbalken systematisch in ihrer Schwierigkeit variiert. Grundidee war die Überlegung, dass mit sehr einfachen Übungen, die von allen Pbn. bewältigt werden können, angefangen werden sollte. Die folgenden Übungen sollten aufgrund ihrer ansteigenden Schwierigkeit zum kontinuierlichen Ausscheiden der Probanden mit Gleichgewichtsstörungen führen. Durch diese Testanordnung werden Peobanden mit Gleichgewichtsstörungen sehr früh identifiziert, wodurch sie nicht der Gefahr ausgesetzt werden, zu schwierige und eventuell gefährliche Übungen absolvieren zu müssen. Des weiteren ergibt sich durch diese Testanordnung ein hohes Maß an Ökonomie.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Test / Messung;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Motorische Aufgaben, deren Lösung dichotom (gekonnt vs. nicht gekonnt) erfasst werden.
Aufbau: Modularer Einsatz möglich;

Die Entwicklung erfolgte in Bezug auf die ICF (ICIDH I oder II): , ergänzend zur medizinischen Diagnose, die Erfassung von Aspekten der Funktionalität.
Gütekriterien
Objektivität:
Die Objektivität des GGT beträgt .90.
Reliabilität:
Zur Reliabilitätsbestimmung wurde ein Retest durchgeführt. Der Test-Retest-Koeffizient von .78 ist unter Berücksichtigung der dichotomen Bewertung der Items als gut zu bezeichnen. Bestätigt wird dies durch das Ergebnis der Konsistenzanalyse: Chronbach's Alpha beträgt .92 (N=306).
Validität:
Zur Beurteilung der Validität wurde eine Reihe von Außenkriterien herangezogen. Das Testergebnis beim GGT korreliert in hohem Maße mit der Einschätzung der Gleichgewichtsfähigkeit durch den Arzt (erklärter Varianzanteil 50,4 %), mit der Selbsteinschätzung der Gleichgewichtsfähigkeit durch die Patienten (erklärter Varianzanteil 41,8 %). Die Korrelation mit dem BKT-Kur beträgt .73 (p=0.00) bei den Männern und .69 (p=0.00) bei den Frauen. Ebenfalls signifikant sind die korrelativen Zusammenhänge zwischen dem GGT und postu-rographischen Untersuchungen zur Gleichgewichtsfähigkeit bei den Männern mit .60 (p=0.00) und .38 (p=0.00) bei den Frauen
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 17 bis 90 Jahre
Anwendungsfelder:
Sporttherapie, Gesundheitssport
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
keine
Referenzen der praktischen Anwendung:
Wird seit fast 20 Jahren in den Bosenberg Kliniken in St. Wendel durchgeführt.
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Sporttherapeut
Raumbedarf:
16 qm
Materialien:
1 Balancierbalken 4 m lang/10 cm breit,
2 Gymnastikeulen,
1 Gymnastik- oder Volleyball.
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Gruppenanwendung möglich bis zu 6 Personen.
Anwesenheit des Untersuchers während der Untersuchung notwendig
Hinweise zur Auswertung:
Bezug zur Normstichprobe:
Aufgrund der Ergebnisse des GGT lassen sich drei Gruppen von Patienten differenzieren:

1.Patienten mit schweren Gleichgewichtsstörungen, für die sportbezogene Programme zur Therapie der Gleichgewichtsstörung nicht zu Anwendung kommen können. Dies ist der Fall, wenn der Proband keine Übung des GGT bewältigt. In der vorliegenden Untersuchung zur Erhebung der Normwerte traf dies für 2 % der Patienten zu, da nur solche Patienten vom Arzt zum Test zugelassen wurden, die aufgrund medizinischer Kriterien für Sportprogramme in Frage kamen.

2. Patienten mit leichten Gleichgewichtsstörungen, die mit sportbezogenen Konzepten behandelt werden können. Dies ist bei den Patienten der Fall, die bei der Testbeurteilung "schwache" bzw. "sehr schwache" Werte erreichen.

3. Patienten mit einer "normalen" Gleichgewichtsfähigkeit, die keine speziellen Fördermaßnahmen zur Verbesserung der Gleichgewichtsfähigkeit benötigen. Dies ist bei allen Patienten der Fall, die bei der Testbeurteilung "mittlere" oder bessere Werte erreichen.

Auswertungsdauer: In der Gruppe max 15 min, als Einzeltest max. 5 Min
Kosten
Anschaffungskosten: 0,- €
Einzelne Anwendung: 0,- €
Details: Kosten stehen in Abhängigkeit von den Personalkosten in der Einrichtung.;
Publikationen
Allgemein:
Wydra, G. (1993): Bedeutung, Diagnose und Therapie von Gleichgewichtsstörungen. Motorik, 16 (3), 100 - 107.
Zu den Gütekriterien:
Bös, K., Wydra, G., Karisch, G. (1992): Gesundheitsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport. Erlangen: perimed.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Körperliche Fähigkeiten Koordinative Fähigkeiten