IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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MBD, Motorische Basisdiagnostik
Autoren des Beitrags: Georg Wydra
Grunddaten
aktualisiert: 06.05.2004
Motorische Basisdiagnostik  (MBD)
Von: Wydra G.
Verlag (Jahr): (o. A.)
Bestellung: Georg Wydra
Universität des Saarlandes
Sportwissenschaftliches Institut
66041 Saarbrücken
g.wydra@mx.uni-saarland.de

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: Georg Wydra
s.o.
Zusammenfassung
Bei der motorischen Basisdiagnostik (MBD) handelt es sich um ein Screening-Verfahren zur Aufdeckung motorischer Defizite bei Erwachsenen. Die MBD wurde im klinischen Bereich entwickelt, um im Rahmen sporttherapeutischer Programme eine Indikationsentscheidung für oder gegen die Teilnahme der Rehateilnehmer an bestimmten sporttherapeutischen Programmen durchzuführen. Die Testanwendung zeichnet sich durch ein hohes Maß an Praktikabilität und Ökonomie aus. In den Bosenberg Kliniken in St. Wendel wird das Verfahren seit fast zwei Jahrzehnten erfolgreich angewandt.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Erfassung der Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Koordination von Erwachsenen Rehateilnehmern durch ein wissenschaftlich fundiertes und ökonomisches Screening.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Kraft: 4 Aufgaben zur Erfassung der Kraft der Beine, der Rumpf- und Schultermuskulatur;
Beweglichkeit: 4 Aufgaben zur Erfassung der Beweglichkeit bzw. Dehnfähigkeit im Bereich der Beine, des Rumpfes und der Schulter;
Koordination: 4 Aufgaben zur Erfassung von Auffälligkeiten im Bereich der Koordination und des Gleichgewichts.
Ausdauer: Stufentest mit vier Geschwindigkeiten zur Erfassung der Geh- und Lauffähigkeit bei ansteigender Geschwindigkeit.

Gesamtzahl der Items: 16
Theoretische Grundlagen:
Bös/Wydra/Karisch (1992) haben ein sequentielles Diagnoseschema für den Rehabilitationsbereich vorgestellt. Auf den verschiedenen Stufen der sequentiellen Diagnosestrategie werden unterschiedliche Fragen gestellt, deren Beantwortung letztendlich zu einer Indikation oder Kontraindikation zur Teilnahme an sporttherapeutischen Programmen führen.
Auf der ersten Stufe der sequentiellen Diagnosestrategie steht die ärztliche Diagnostik, bei der die Frage beantwortet wird, ob der Patient überhaupt an sporttherapeutischen Programmen teilnehmen kann, oder ob gesundheitliche Faktoren dagegen sprechen. Diese Frage kann nur über eine eingehende ärztliche Diagnostik abgeklärt werden. Auf die im einzelnen notwendigen ärztlichen diagnostischen Maßnahmen kann und soll an dieser Stelle nicht eingegangen wer-den.
Falls keine gravierenden gesundheitlichen Gründe gegen eine Teilnahme an sporttherapeutischen Programmen sprechen, stellt sich im weiteren die Frage, ob sportrelevante funktionelle Einschränkungen vorhanden sind.
Wie wir in eigenen Untersuchungen an Rehateilnehmern zeigen konnten (vgl. K. Bös, G. Wydra u. G. Karisch 1992), bestehen bei vielen Menschen Funktionseinschränkungen und motorische Leistungsminderungen, die, obwohl sie keinen pathologischen Wert besitzen, für die Planung und Durchführung von sporttherapeutischen Programmen von Bedeutung sind. Insbesondere Sportarten mit komplexen motorischen Anforderungen, wie z.B. Sportspiele, bergen beim Vorliegen latenter Funktionseinschränkungen die Gefahr der Überforderung in sich: Muskelverkürzungen im Bereich der Beine oder der Schulter, Schwächen im Bereich der Bein- und Rumpfmuskulatur, Gleichgewichtsstörungen oder eine mangelhaft entwickelte Ausdauerleistungsfähigkeit sollten vor Beginn eines sporttherapeutischen Programms aufgedeckt werden.
Aufgrund der im allgemeinen beschränkten zeitlichen und personellen Ressourcen im therapeutischen Bereich muß eine solche Basisdiagnostik als Screening-Verfahren durchführbar sein. Screening-Verfahren verzichten zugunsten der Testökonomie auf eine detailgetreue Erfassung aller einzelnen Komponenten der motorischen Leistungsfähigkeit.
Angestrebt wird, einen Überblick der wichtigsten Facetten der Leistungsfähigkeit zu erhalten. Bei Sreening-Verfahren sind Ergebnisbewertung und Ökonomie besonders wichtig, was aber nicht bedeutet, daß die teststatistischen Gütekriterien nicht beachtet werden müßten. Die weiter unten dargestellte motorische Basisdiagnostik stellt ein solches Screening-Verfahren dar.
Aufgabe dieses Screening-Verfahrens ist es, Patienten mit sportrelevanten funktionellen Einschränkungen zu identifizieren.
Auf der zweiten Stufe der sequentiellen Diagnosestrategie folgt deshalb eine sporttherapeutische Basisdiagnostik. Die sporttherapeutische Basisdiagnostik umfaßt ein anamnestisches Gespräch und eine bewegungsbezogene Diagnostik.
Entsprechend dieser Aufgabenstellung hat auch das anamnestische Gespräch eine inhaltlich andere Ausrichtung als die von einem Arzt durchgeführte Anamnese. Im Vordergrund steht die Frage der körperlichen Belastbarkeit, d. h. welche Probleme hat der Patient, wenn er sich bewegt? Hierbei treten oftmals andere Aspekte zu Tage als beim Gespräch mit dem Facharzt. Insbesondere leichtere Einschränkungen, die im Alltag keine, aber beim Sporttreiben Probleme bereiten können, werden hierbei thematisiert. Des weiteren spielt auch die Frage der bisherigen körperlichen und sportlichen Aktivität eine wichtige Rolle. Bei einem sportlich aktiven Menschen sind bestimmte Probleme anders zu bewerten als bei einem körperlich inaktiven Menschen.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Test / Messung;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Motorische Aufgaben, deren Lösung dichotom (gekonnt vs. nicht gekonnt) erfasst werden.
Aufbau: Modularer Einsatz möglich;

Die Entwicklung erfolgte in Bezug auf die ICF (ICIDH I oder II): , ergänzend zur medizinischen Diagnose, die Erfassung von Aspekten der Funktionalität.
Gütekriterien
Objektivität:
siehe Abschnitt zur Validität
Reliabilität:
siehe Abschnitt zur Validität
Validität:
Die Übungen zur Beurteilung von Kraft und Beweglichkeit wurden auf der Grundlage funktioneller Überlegungen konstruiert. Hierbei ließen wir uns insbesondere von den Übungen des Muskelfunktionstests von JANDA leiten. Der Vergleich beider Testverfahren zeigt, daß signifikante korrelative Beziehungen zwischen dem Ergebnissen des Muskelfunktionstests und den analogen Übungen der motorischen Basisdiagnostik bestehen.
Die Übungen zur Beurteilung der Koordination entstammen dem weiter unten vorgestellten BKT-Kur. Die Übungen wurden sowohl aus teststatistischen Überlegungen als auch aus testtheoretischen Überlegungen für das Sreening-Verfahren ausgewählt. Die vier Übungen entstammen den vier postulierten koordinativen Fähigkeitsbereichen und beinhalten sowohl Auf-gabenstellungen mit interozeptiver bzw. exterozeptiver Bewegungskontrolle als auch Aufgaben mit vorwiegend geführter bzw. ballistischer Bewegungsausführung. Die vier Aufgaben erklären nahezu 70% der Gesamtvarianz des Summenscores des BKT-Kur.
Der Lauftest stellt eine Modifikation eines Tests zur Erfassung der allgemeinen aeroben Ausdauer dar, bei dem die Belastung bis zum Erreichen definierter Abbruchkriterien fortgesetzt wird (vgl. MALBURG 1987). Zur Evaluation dieses Ausdauertests wurden eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt. Die Objektivität des Testverfahrens ist aufgrund der exakt reproduzierbaren Geschwindigkeitsvorgabe gegeben.
Die Test-Retestreliabilität ist mit .86 als sehr gut zu bezeichnen.
Das gleiche gilt für die Paralleltest-Reliabilität mit .83.
Zur Beurteilung der Validität wurde die erreichte Geschwindigkeitsstufe mit den Ergebnissen der Fahrradergometrie (r=.68), mit Ergebnissen des 6-Minuten-Laufs (r=.77) und eines 1000-m-Laufs (r=. 78) verglichen. Diese Korrelationen als auch die Ergebnisse von Laktatanalysen bestätigen die Validität des Testverfahrens.
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 17 bis 90 Jahre
Anwendungsfelder:
Sporttherapie, Gesundheitssport
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
keine
Referenzen der praktischen Anwendung:
Wird seit fast 20 Jahren in den Bosenberg Kliniken in St. Wendel durchgeführt.
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Sporttherapeut
Raumbedarf:
16 qm
Materialien:
Sporthalle, alternativ Laufbahn;
1 Balancierbalken 4 m lang/10 cm breit,
2 Gymnastikeulen,
1 Gymnastik- oder Volleyball,
1 Gymnastikstab,
Zielmarkierungen an der Wand;
Gymnastikmatten,
Stühle bzw. Hocker.
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Gruppenanwendung möglich bis zu 4 mal 8 Personen.
Anwesenheit des Untersuchers während der Untersuchung notwendig
Anwendungsdauer: 1 Min
Hinweise zur Auswertung:
Bezug zur Normstichprobe: (Gesamtstichprobe n=1082; Männer n=556; Frauen n=526
Auswertungsdauer: In der Gruppe max. 30 min, als Einzeltest max. 10 Min
Kosten
Anschaffungskosten: 0,- €
Einzelne Anwendung: 0,- €
Details: Kosten stehen in Abhängigkeit von den Personalkosten in der Einrichtung.;
Publikationen
Allgemein:
Bös, K., Wydra, G. (1990): DKV-Aktiv-Profil. Köln: Deutsche Krankenversicherung AG.

Bös, K., Wydra, G., Karisch, G. (1992): Gesundheitsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport. Erlangen: perimed.

Bös, K., Wydra, G. (2002): Fitness-Basis-Test. Aussagekraft und Praktikabilität eines einfachen, funktionsorientierten motorischen Tests. Gesundheitssport und Sporttherapie, 18, 196 - 201.

Wydra, G. (1996): Problemorientierte Diagnosestrategien im Sport mit Älteren. In H. Denk (Hrsg.), Forschung im Alterssport (S. 78 - 93). Schorndorf: Hofmann.

Wydra, G. (2000): Eine problemorientierte Diagnosestrategie für die Sporttherapie. In K. Schüle & G. Huber (Hrsg.), Grundlagen der Sporttherapie (S. 91 - 100). München: Urban & Fischer. (Größe der Datei 128 KB).

Wydra, G., Dusemond, A.: Bedarfsanalyse für den Sport mit Dialysepatienten im Saarland. In: Gesundheitssport und Sporttherapie 7 (1991) 4, 4 - 6.
Zu den Gütekriterien:
Bös, K., Wydra, G., Karisch, G. (1992): Gesundheitsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport. Erlangen: perimed.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Körperliche Fähigkeiten Ausdauerleistungsfähigkeit
Beweglichkeit
Koordinative Fähigkeiten
Kraftfähigkeit