IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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ISSB, Inventar sozial unterstützenden Verhaltens
Autoren des Beitrags: Anton-Rupert Laireiter
Grunddaten
aktualisiert: 06.05.2004
Inventar sozial unterstützenden Verhaltens  (ISSB)
Von: Laireiter A.R.
Verlag (Jahr): Papierversion: auf ausdrücklichen Wunsch der amerikanischen Originalautoren nicht publiziert (1996)
Bestellung: Ass. Prof. Dr. Anton-Rupert Laireiter
Universität Salzburg
Fachbereich Psychologie
Hellbrunnerstrasse 34
A-5020 Salzburg
anton.laireiter@sbg.ac.at

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: Ass. Prof. Dr. Anton Rupert Laireiter
s.o.
Originalversion
Inventory of Socially Supportive Behaviors  (ISSB)
von: Barrera
Verlag (Jahr): (1981)
Bestellung: Ph. D. Prof. jun. Manuel Barrera,
Department of Psychology,
Arizona State University,
Tempe, AZ 85287; U.S.A.;
manuel.barrera@asu.edu

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: Ph. D. Prof. jun. Manuel Barrera,
s.o.
Zusammenfassung
Das "Inventory of Socially Supportive Behaviors" ist eines der wenigen Instrumente zur Erfassung alltagsbezogener erhaltener Unterstützung. Nur ganz wenige Verfahren haben bisher diesen Konstruktbereich operationalisiert. Seine Konstruktion und seine theoretische Fundierung sind rational und können als ausreichend angesehen werden. Hinsichtlich seiner Inhaltsvalidität ist zu sagen, dass das Verfahren vor allem den Unterstützungs-Mobilisierungsprozess abzubilden scheint und seine Ergebnisse daher auch vom Ausmaß der Belastungen und dem individuellen Hilfesuchverhalten abhängig sind. Seiner Existenz sind trotz anfänglicher Unklarheiten viele wertvolle Einsichten in den Mobilisierungsprozess sozialer Unterstützung zu verdanken. Hinsichtlich der erfassten Unterstützungsformen ist jedoch zu fragen, inwieweit das Verfahren repräsentativ in Bezug auf die Ansprüche und Bedürfnisse angesichts belastender Erfahrungen ist. Für diesen Zweck (belastungsbezogene Unterstützung) erscheint es angebracht, ergänzende oder weiterführende Instrumente zu entwickeln, ebenso wie für störungs- und krankheitsbezogene Unterstützungsansprüche.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Erhaltene Soziale Unterstützung.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Von Konstruktion und Auswertung her gesehen: eindimensional. Nach Faktorenanalysen bildet das Verfahren folgende Dimensionen ab:
1.Emotionale Unterstützung:
Aussprache, Anerkennung, emotionaler Rückhalt und so weiter
2.Kognitive Unterstützung:
Klärung belastender Situationen, Verhaltensfeedback und so weiter
3.Anleitungen und Ratschläge:
Vorschläge, , Anleitungen, Verhaltenskontrolle und so weiter
4.Instrumentelle Hilfen:
Arbeit, Dienstleistungen, Geld leihen, praktische Unterstützung und so weiter

Gesamtzahl der Items: 40
Theoretische Grundlagen:
Barrera konzipiert Soziale Unterstützung als multidimensionales Konstrukt, das sowohl die Verfügbarkeit (=Potential) von Unterstützung wie auch real appliziertes Unterstützungsverhalten umfasst. Zur Operationalisierung des letzteren wurde das ISSB entwickelt. Dabei orientierte sich Barrera sowohl an theoretischen Taxonomien wie auch an empirischen, insbesondere an der von Gottlieb (1978), der für eine vergleichbare Population 26 Kategorien hilfreicher Verhaltensweisen herausarbeiten konnte (zum Beispiel: materielle Hilfen, Ratschläge, Rückmeldungen, Geselligkeit, Aussprache, Selbstwertstützung, finanzielle Hilfen). Dennoch besitzt das Verfahren keine systematische inhaltliche Dimensionalität, sondern versteht sich als eindimensionales Verfahren, das das Ausmaß der in den letzten vier Wochen vor der Befragung erhaltenen Unterstützung erfasst.
Post-hoc durchgeführte Faktorenanalysen verschiedener Autoren (s. Laireiter, 1996) erbrachten aber eine erstaunliche Stabilität der Grundstruktur dieses Verfahrens über verschiedene Stichproben hinweg. In den meisten Analysen (Hauptkomponentenanalysen mit Varimax-Rotation) wurden vier relativ stabile Faktoren gefunden, die zwischen 45% und 55% der Varianz aufklären:
Wenngleich das Verfahren also eine relativ stabile Struktur aufzuweisen scheint, wurde es dennoch nicht dimensionsanalytisch weiterentwickelt. ISSB wurde vom Autor dieses Berichts ins Deutsche übertragen und zu Kontrollzwecken rückübersetzt und durch native speakers gegenkontrolliert.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Selbsteinschätzung; Fragebogen;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Zur Beantwortung stehen insgesamt 40 Items zur Verfügung, die hinsichtlich der Häufigkeit des Erhalts der einzelnen Unterstützungen in den letzten vier Wochen auf einer fünfstufigen Skala (0=gar nie; 1= ein-bis zweimal; 2=etwa einmal pro Woche; 3=mehrmals pro Woche; 4=fast jeden Tag) zu beantworten sind.
Itembeispiele: Wie oft ist es in den letzten vier Wochen vorgekommen, ....?
- dass Sie jemand zum Arzt gefahren hat?
- dass Ihnen jemand eine Transportmöglichkeit zur Verfügung gestellt hat?
-dass Ihnen jemand mehr als 25,- € geborgt hat?
- dass Ihnen jemand sein/ihr Interesse an Ihrem Befinden ausgedrückt hat?
Aus den Antworten wird ein Gesamtwert errechnet (Ausmass der erhaltenen Unterstützung).
Gütekriterien
Objektivität:
Die Objektivität kann aufgrund ihrer spezifischen Struktur (standardisierte Vorgaben; einheitliche Selbstbeurteilung; standardisierte Auswertung) angenommen werden.
Reliabilität:
Die empirische Qualität der amerikanischen Originalversion ist insgesamt als sehr gut zu bewerten. Es liegen ausreichende Befunde zur Reliabilität und Validität vor (Überblicke bei Laireiter, 1996).

Aufgrund vielfacher Analysen an verschiedensten Stichproben kann für das ISSB, sowohl für das amerikanische Original wie auch die deutschsprachige Übersetzung eine ausgezeichnete Reliabilität angenommen werden: Die innere Konsistenz der amerikanischen Version schwankt über verschiedene Studien hinweg zwischen α=.92 und α=.93; die Test-Retest-Reliabilität liegt bei zweitägigem Intervall bei einem mittleren Wert von rtt=.89 für die Gesamtskala und schwankt zwischen rtt=.45 und rtt=.91 für die einzelnen Items (Barrera, 1981; Barrera, Sandler und Ramsey, 1981).
Aufgrund umfangreicher Studien kann man die Reliabilität der deutschsprachigen Version als ähnlich hoch bezeichnen (α=.89-.93 Gesamtskala). Ähnliche Befunde erbrachten Testhalbierungen nach Guttman (rit =.85-.91) und Spearman-Brown (rit =.86-.91) sowie eine zweiwöchige Testwiederholung (rtt=.87) (Laireiter, 1996).
Insgesamt ist also von einer hervorragenden inneren Konsistenz und von einer sehr guten Retestreliabilität auszugehen.
Validität:
Die empirische Qualität der amerikanischen Originalversion ist insgesamt als sehr gut zu bewerten. Es liegen ausreichende Befunde zur Reliabilität und Validität vor (Überblicke bei Laireiter, 1996).

Die hohe innere Konsistenz des Verfahrens weist auf Eindimensionalität hin, weshalb Barrera und seine Mitarbeiter auch nicht versuchten, das Verfahren dimensionsanalytisch weiterzuentwickeln. Dennoch erbrachten post hoc durchgeführte Faktorenanalysen (Hauptkomponentenanalyse mit anschliessender Varimax-Rotation) relativ einheitliche Befunde, die darauf hinweisen, dass das Instrument mit hoher Sicherheit folgende vier Komponenten aufweist:
Emotionale Unterstützung: Aussprache, Anerkennung, emotionaler Rückhalt etc.
Kognitive Unterstützung: Klärung belastender Situationen, Verhaltensfeedback etc.
Anleitungen und Ratschläge: Vorschläge, Ratschläge, Anleitungen etc.
Instrumentelle Hilfen: Arbeit, Dienstleistungen, Geld leihen, praktische Unterstützung etc.
Im Gegensatz zu den amerikanischen Analysen steht bei den deutschsprachigen die kognitive gegenüber der emotionalen Unterstützung im Vordergrund, auch erbringt die finanzielle Unterstützung einen sinnvoll zu interpretierenden Faktor. Insgesamt sollten diese Ergebnisse allerdings nicht überinterpretiert werden, da die Varianzaufklärung durch die extrahierten Faktoren nur knapp über 50% liegt, sodass man eher von einem mittelgradig strukturierten Verfahren auszugehen hat, dessen eindimensionale Grundstruktur zu Recht besteht.
Hinsichtlich der konvergenten vs. divergenten Validität kann festgestellt werden, dass ISSB mit Instrumenten zur Erfassung wahrgenommener Unterstützung nur gering bis leicht korreliert, ebenso wie die Zusammenhänge mit Indices für die Gesamtzahl verfügbarer Unterstützer (SS-Q-6; Muhr und Beham, 1992), die Verfügbarkeit von Vertrauenspersonen (SOZU-K-22: Sommer und Fydrich, 1989), die soziale Einbindung (SOZU-K-22) und die Zufriedenheit mit der erhaltenen Unterstützung (SS-Q-6; SOZU-K-22) sehr gering bis fehlend sind. Das Verfahren scheint daher ein von anderen Unterstützungskonstrukten unabhängiges Konstrukt zu messen, den Erhalt von Unterstützung im Alltag.
Bezogen auf die Konstrukt- und differentielle Validität zeigen sich ebenfalls eigenständige Bezüge zu Merkmalen der Persönlichkeit, der Belastungsbewältigung und der Befindlichkeit. Vor allem in amerikanischen Studien konnte regelmässig ein positiver Zusammenhang zwischen ISSB und verschiedenen Indizes für Belastungen und Stress gefunden werden, was den Schluss zulässt, dass das Instrument das Hilfesuchverhalten bzw. das Ausmass an benötigter Hilfe miterfasst. Im Gegensatz zu Instrumenten der wahrgenommenen Unterstützung ist der Bezug zur Befindlichkeit und zu Parametern für psychische und somatische Symptomatik äusserst gering bis fehlend, was vermuten lässt, dass der Erhalt der Unterstützung unmittelbar keinen Einfluss auf das Wohlbefinden und psychische und somatische Beschwerden aufweist. In vielen Studien konnte auch kein Hinweis auf Puffereffekte erhaltener sozialer Unterstützung nachgewiesen werden: Die durch ISSB erfasste soziale Unterstützung trägt also wenig zur Bewältigung von Belastungen und Stress bei. Nach Barrera (1986) und Dunkel-Schetter und Bennett (1990) erfasst ISSB weniger den Effekt der erhaltenen Unterstützung als es den Prozess der sozialen Unterstützung viel mehr in der Phase des Hilfe- und Unterstützungssuchverhaltens und der Mobilisierung von Unterstützung abbildet.
Ähnlich zeigen sich auch keinerlei Bezüge zwischen ISSB und Merkmalen der Persönlichkeit (NEO-FFI, Borkenau und Ostendorf, 1993: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit; Hilfsbereitschaft). Als interessant ist der Befund zu werten, dass ISSB in mittlerem Ausmass mit der sozialen Intelligenz (r=.44; p p< .001) und mit der Empathiefähigkeit (r=.30; p<.05) korreliert, was darauf hinweist, dass es für den Erhalt sozialer Unterstützung offensichtlich wichtig ist, eine gute soziale Problemlöse- und Einfühlungsfähigkeit zu besitzen (Laireiter, 1996). Die Konstruktvalidität bestätigend konnte auch eine signifikante negative Korrelation zwischen ISSB und der UCLA-Einsamkeitsskala (dt. Quast, 1986) (r=-.30) gefunden werden, was darauf hinweist, dass ein reduzierter sozialer Austausch mit Gefühlen von Einsamkeit und Isolation einhergeht.
Dass ISSB aber dennoch einen engen Bezug zum Unterstützungskonstrukt besitzt, darauf weisen die Ergebnisse zur differentiellen Validität hin. ISSB korreliert hoch mit dem Alter, dem sozialen Status und der Erwerbstätigkeit. Jüngere, Berufstätige und Probanden mit höherem sozialen Status erhalten mehr Unterstützung als ältere nicht Berufstätige mit geringem Status.
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 12 bis 99 Jahre
Anwendungsfelder:
Das ISSB ist primär für den "Normalbereich" entwickelt; es wurde bislang erst sehr wenig bei klinischen Stichproben eingesetzt (zum Beispiel Essgestörte, Angstpatienten, Depressive), wohl aber bei verschiedenen Alters- und sozialen Gruppen. Insbesondere im amerikanischen Bereich wurden viele Studenten damit untersucht; die deutsche Version fand bislang vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen Verwendung, kaum angewendet wurde sie bei alten Menschen und bei Kindern.
ISSB ist grundsätzlich geeignet, das Ausmaß alltagsbezogener allgemeiner Formen erhaltener Unterstützung zu erfassen. Sein grundsätzlicher Einsatzbereich erstreckt sich von älteren Kindern über Jugendliche bis hin zu alten Menschen, sowohl aus dem normalpsychologischen Bereich wie auch für Personen mit psychischen Störungen oder somatischen Erkrankungen und Risiken.
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
Es gibt keine spezifischen Kontraindikationen ausser diejenigen, die für Selbstbeurteilungsverfahren im allgemeinen gelten: Verwirrtheit, Orientierungs- und Bewußtseinsstörungen, akute Phasen psychischer Störungen, Mangel an Intelligenz und Selbsteinsicht und so weiter Bei sehr alten Menschen wie auch bei Patienten mit psychischen Störungen empfiehlt es sich aus Erfahrung, die Skalen in Form standardisierter Interviews vorzugeben und die Fragen vorzulesen und die Antworten in den Fragebogen selbst einzutragen.
Voraussetzungen für die Anwendung
Personelle Qualifikation nicht erforderlich
Materialien:
Testbögen, Stift
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Gruppenanwendung möglich
Anwendungsdauer: 8 Min
Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich
Kosten
Publikationen
Allgemein:
Barrera, M. jun. (1981). Social support in the adjustment ofpregnant adolescents: Assessment issues. In B.H. Gottlieb (Ed.), Social networks and social support (pp. 69-96). Beverly Hills, CA: Sage.

Barrera, M. jun., Sandler, J. und Ramsey, T. (1981). Preliminary development of a scale to measure social support: Studies on college students. American Journal of Community Psychology, 9, 435-447.
Zu den Gütekriterien:
Barrera, M. jun.(1986). Distinctions between social support concepts, measures and models. American Journal of Community Psychology, 14, 413-445.

Borkenau, P.; Ostendorf,F. (1993). NEO- Fünf- Faktoren- Inventar (NEO-FFI) nach Costa und Mc Crae. Göttingen: Hogrefe.

Dunkel- Schetter, C.; Bennett, T.L.(1990). The availability of social support and its activation in times of stress. IN: I.G. Sarason; G.R. Pierce (Eds.), Social support: An interactional view. New York: John Wiley and Sons.

Gottlieb, B.H.(1978). The development and application of a classification scheme of informal helping behaviors.Canadian Journal of Behavioral Science, 10, 105-115.

Laireiter, A.-R. (1996). Skalen Soziale Unterstützung. SSU. Mödling: Dr. Schufried.

Muhr, R.; Beham, M. (1992). Der SSQ-6-Items. IN: H. Schattovits (Hrsg), Beratung - Soziales Netzwerk. Evaluierung des sozialen Umfeldes von Ratsuchenden in Beratungsstellen ( S. 121-132). Wien: Institut für Ehe und Familie.

Quast, S.H. (1986). Deutsche Version der UCLA-Einsamkeitsskalen. IN: R. Schwarzer (Hrsg.), Skalen zur Befindlichkeit und Persönlichkeit ( Forschungsbericht Nr.5, S. 164-178). Berlin: Freie Universität, Institut für Psychologie.

Sommer, G.; Fydrich, T. (1989). Soziale Unterstützung. Diagnostik, Konzepte, F-SOZU. [ Materialie Nr. 22]. Thübingen: dgvt - Verlag.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Person <> Alltagsleben Soziale Unterstützung im Alltagsleben