IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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ISEL, Skala der wahrgenommenen interpersonalen Unterstützung
Autoren des Beitrags: Anton-Rupert Laireiter
Grunddaten
aktualisiert: 06.05.2004
Skala der wahrgenommenen interpersonalen Unterstützung  (ISEL)
Von: Laireiter A.R.
Verlag (Jahr): Papierversion: auf ausdrücklichen Wunsch der amerikanischen Originalautoren nicht publiziert (1996)
Bestellung: Ass. Prof. Dr. Anton-Rupert Laireiter
Universität Salzburg
Fachbereich Psychologie
Hellbrunnerstrasse 34
A-5020 Salzburg
anton.laireiter@sbg.ac.at

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: Ass. Prof. Dr. Anton-Rupert Laireiter
s.o.
Originalversion
Interpersonal Support Evaluation List  (ISEL)
von: Cohen S., Hoberman
Verlag (Jahr): (1983)
Bestellung: Ph. D. Prof. Sheldon Cohen,
Department of Psychology,
Carnegie-Mellon-University,
Pittsburgh, PA 15213; U.S.A.;
scohen@cmu.edu

keine Demoversion erhältlich
Kontakt: PH. D. Prof. Sheldon Cohen
s.o.
Zusammenfassung
Die "Interpersonal Support Evaluation List" ist ein 40 Items umfassendes Instrument zur Erfassung der wahrgenommenen Verfügbarkeit von sozialer Unterstützung. Sie wurde aufbauend auf theoretischen Überlegungen zur wahrgenommenen Unterstützung und deren Funktionen im Belastungs-Bewältigungsprozess entwickelt. Ihre psychometrische Qualität ist vor allem für die amerikanische Originalversion sehr hoch. Die deutschsprachige Übersetzung weist in der inneren Konsistenz und der internen Validität Probleme auf. Kritisch ist anzumerken, dass einige ihrer Items für europäische Gegebenheiten nicht passend sind und zu stark amerikanische Verhältnisse widerspiegeln (zum Beispiel Kaution bei Verhaftung bezahlen). Zudem sind sie zu stark auf jüngere und mobile Bevölkerungsgruppen zugeschnitten. Sommer und Fydrich (1989) kritisieren zusätzlich, dass die Selbstwert-Skala weniger Unterstützung als viel mehr Selbst-Evaluationen durch soziale Vergleiche erfasst. Insgesamt erscheint eine Modifikation und Adaption des Verfahrens für europäische Verhältnisse sinnvoll.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Wahrgenommene soziale Unterstützung
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Das Verfahren besitzt in der amerikanischen Form zwei Versionen, eine Studentenversion mit 48 Items und eine Version für die Allgemeinbevölkerung mit 40 Items.

Dimension:
Unterstützung die belastungspuffernde Effekte hervorbringt.

Subdimensionen:
Wahrgenommene Verfügbarkeit ("perceived availability") von vier Unterstützungsarten:
"instrumentelle Unterstützung" ("tangible support/material aid"),
"kognitive Unterstützung" ("appraisal support"),
"Zugehörigkeit" ("belonging-support") und
"Selbstwertstützung" ("self-esteem-support").

Gesamtzahl der Items: 40 / 48
Theoretische Grundlagen:
Dieses Instrument basiert auf dem Unterstützungskonzept von Cobb (1976), das annimmt, dass es vor allem die Wahrnehmung von Unterstützung sei, die zu belastungsmoderierenden und -puffernden Effekten führe. Zusätzlich basiert das Verfahren auf umfassenden theoretischen und empirischen Analysen von Cohen und seinen Mitarbeitern selbst (zum Beispiel Cohen und McKay, 1984). Diesen entsprechend sollen es vor allem selbstwertstützende, instrumentelle, materielle sowie Nähe, Geborgenheit und Zugehörigkeit vermittelnde Formen von Unterstützung sein, die die belastungspuffernden Effekte hervorbringen. Die Konstruktion der Originalskala ist nicht nur theoretisch, sondern auch empirisch getragen (Itemanalysen). Das Strukturkonzept der amerikanischen Originalversion konnte mehrfach bestätigt werden, für die deutschsprachige Version liegen keine befriedigenden Ergebnisse zur Dimensionalität (explorative und konfirmatorische Faktorenanalysen; Laireiter, 1996) und zu den Itemkennwerten vor. Das Verfahren wurde vom Autor dieses Berichts ins Deutsche übertragen und zu Kontrollzwecken rückübersetzt und durch native speakers gegenkontrolliert.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Selbsteinschätzung; Fragebogen;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: Im Original ist jedes Item entsprechend einem Persönlichkeitstest mit "stimmt" bzw. "stimmt nicht" zu beantworten. Zur Vermeidung von Antworttendenzen sind 50% der Items negativ formuliert. Aufgrund problematischer Itemkennwerte wurde in einer Modifikation der Skala das Antwortformat auf eine 4-stufige Likert-Skala erweitert. Itembeispiele:
Instrumentelle U.: Wenn ich krank wäre, hätte ich vermutlich niemanden, der mir meine Hausarbeiten erledigt (negativ)
Kognitive U.: Wenn ich Ratschläge im Umgang mit persönlichen Problemen brauche, habe ich jemanden, an den/die ich mich wenden kann.
Zugehörigkeit: Wenn ich mich einsam fühle, gibt es Leute, die ich anrufen kann, um mit ihnen zu reden.
Selbstwertstützung: Die meisten Leute, die ich kenne, halten grosse Stücke von mir.
Zugehörigkeit: Wenn ich mich einsam fühle, gibt es Leute, die ich anrufen kann, um mit ihnen zu reden.
Aus den Angaben der Probanden werden fünf Werte gebildet, vier Einzelskalen- und ein Gesamtwert.
Aufbau: 40 Items für die Normalbervölkerung; 48 Items in der Studentenversion

Gütekriterien
Objektivität:
Die Objektivität kann aufgrund ihrer spezifischen Struktur (standardisierte Vorgaben; einheitliche Selbstbeurteilung; standardisierte Auswertung) angenommen werden.
Reliabilität:
Die empirische Qualität der amerikanischen Originalversion ist insgesamt als sehr gut zu bewerten. Es liegen ausreichende Befunde zur Reliabilität und Validität vor (Überblicke bei Laireiter, 1996; in Vorb.). Der ISEL hat in der deutschsprachigen Version einige grundlegende Probleme, die die Notwendigkeit einer Revision nahelegen (Laireiter, 1996).

Die Reliabilität von ISEL wurde im amerikanischen Original in verschiedenen Studien geprüft und bestätigt. Meist kamen Konsistenzanalysen nach Cronbach (Cronbach's α) zum Einsatz; dabei ergaben sich akzeptabel hohe Konsistenzen für die Gesamtskala (α=.77-.90), ebenso wie für die Subskalen (α=.60-.92). Die Retest-Übereinstimmung (2 bzw. 30 Tage) liegt im Mittel bei rtt=.87; die Übereinstimmung der Subskalen variiert zwischen rtt=.67 und rtt=.87 für den kürzeren und zwischen rtt=.80 und rtt=.87 für den längeren Zeitraum (s. ausführlicher: Cohen und Hoberman, 1983; Cohen, Mermelstein, Kamarck und Hoberman, 1985).
Auch für die deutschsprachige Version liegen Ergebnisse aus verschiedenen Studien vor, die insgesamt eine etwas geringere innere Konsistenz für die Gesamt- (α=.56-.78) wie vor allem die vier Subskalen (α=.38-.66) nahelegen (Laireiter, 1996). Eine Testwiederholung nach zwei Wochen erbrachte jedoch befriedigend hohe Übereinstimmungswerte (rtt=.85-.91) (Sub- und Gesamtskalen).
Validität:
Die empirische Qualität der amerikanischen Originalversion ist insgesamt als sehr gut zu bewerten. Es liegen ausreichende Befunde zur Reliabilität und Validität vor (Überblicke bei Laireiter, 1996; in Vorb.). Der ISEL hat in der deutschsprachigen Version einige grundlegende Probleme, die die Notwendigkeit einer Revision nahelegen (Laireiter, 1996).

Bei der Konstruktion wurden von Cohen keine Faktorenanalysen verwendet, Brookings und Bolton (1988) überprüften die Struktur des Verfahrens aber post hoc mittels konfirmatorischer Faktorenanalysen, was zu ausreichend hohen goodness of fit-Werten für das Grundmodell (vier Faktoren erster mit einem gemeinsamen Faktor zweiter Ordnung) führte, was die Autoren als Beleg für das theoretische Konzept der Skala ansehen. Hauptkomponentenanalysen mit anschliessender Varimax-Rotation der deutschen Übersetzung erbrachten keine zufriedenstellenden Ergebnisse: es konnte weder die faktorielle Grundstruktur repliziert werden, noch erwiesen sich die gefundenen Faktoren über verschiedene Stichproben hinweg als stabil. Damit teilt ISEL das Los vieler Skalen zur Erfassung wahrgenommener Unterstützung, die nur eine geringe inhaltliche Differenzierung hinsichtlich Unterstützungsmodalitäten nachweisen konnten.
Die Einzelskalen zeigen sowohl im amerikanischen Original wie auch in der deutschsprachigen Übersetzung geringe bis mittlere korrelative Zusammenhänge, was die Validität des Grundkonzepts jedoch z.T. bestätigt.
Unter dem Aspekt der konvergenten und divergenten Validität betrachtet konnten erwartungsgemäss hohe korrelative Zusammenhänge zwischen ISEL und anderen Verfahren zur Erfassung der wahrgenommenen Unterstützung und keine bis niedrige mit dem ISSB (erhaltene Unterstützung) gefunden werden. Inhaltlich legen die Ergebnisse zur konvergenten und divergenten Validität nahe, dass ISEL primär die Verfügbarkeit verschiedener Formen von Unterstützung aus dem Freundeskreis und von entfernteren Personen erfasst, weniger die vom Partner und engen Vertrauenspersonen.
Hinsichtlich der Konstrukt- und differentiellen Validität zeigte sich, dass ISEL relativ hoch negativ mit geringer emotionaler Stabilität (Neurotizismus) und Einsamkeit und positiv mit Geselligkeit und Extraverion korreliert, jedoch nicht mit der Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit der "Big-Five" des NEO-FFI (Borkenau und Ostendorf, 1993). Es zeigten sich auch nur mässige bis geringe Korrelationen mit der Empathiefähigkeit, der sozialen Intelligenz und der Hilfsbereitschaft. Differentielle Analysen (Laireiter, 1996) erbrachten das theoretisch sinnvolle Ergebnis, dass sich jüngere Altersgruppen (18-35 Jährige) insgesamt mehr unterstützt fühlen als ältere, ebenso wie solche mit höherem sozialen Status im Vergleich zu solchen mit niedrigerem (Bildung, Berufsstatus). Weiterführende Studien zur Konstruktvalidität belegen, dass ISEL in der Lage ist, Pufferungseffekte sozialer Unterstützung zu belegen, ebenso wie die Vorhersage der Veränderung von Depressivität und der Stabilität von Raucherabstinenz (Cohen und Hoberman, 1983; Cohen et al., 1985).
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 12 bis 99 Jahre
Anwendungsfelder:
Die ISEL ist primär für den "Normalbereich" entwickelt; er wurde bislang erst sehr wenig bei klinischen Stichproben eingesetzt (zum Beispiel Essgestörte, Angstpatienten, Depressive), wohl aber bei verschiedenen Alters- und sozialen Gruppen. Insbesondere im amerikanischen Bereich wurden viele Studenten damit untersucht; die deutschen Version fanden bislang vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen Verwendung, kaum angewendet wurden sie bei alten Menschen und bei Kindern.
Sie ist grundsätzlich geeignet, das Ausmaß alltagsbezogener und sehr allgemeiner Formen wahrgenommener und erhaltener Unterstützung zu erfassen. Der Einsatzbereich erstreckt sich von älteren Kindern über Jugendliche bis hin zu alten Menschen, sowohl aus dem normalpsychologischen Bereich wie auch für Personen mit psychischen Störungen oder somatischen Erkrankungen und Risiken.
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
Es gibt keine spezifischen Kontraindikationen ausser diejenigen, die für Selbstbeurteilungsverfahren im allgemeinen gelten: Verwirrtheit, Orientierungs- und Bewußtseinsstörungen, akute Phasen psychischer Störungen, Mangel an Intelligenz und Selbsteinsicht und so weiter Bei sehr alten Menschen wie auch bei Patienten mit psychischen Störungen empfiehlt es sich aus Erfahrung, die Skalen in Form standardisierter Interviews vorzugeben und die Fragen vorzulesen und die Antworten in den Fragebogen selbst einzutragen.
Voraussetzungen für die Anwendung
Personelle Qualifikation nicht erforderlich
Materialien:
Testbögen, Stift
Sonstiges: Der Bogen ist aufgrund der Kürze auch für Postalische Befragungen geeignet
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Gruppenanwendung möglich
Anwendungsdauer: 8 Min
Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich
Kosten
Publikationen
Allgemein:
Brookings, J.B. und Bolton, B. (1988). Confirmatory factor analysis of the Interpersonal Support Evaluation List. American Journal of Community Psychology, 16, 137-147.

Cohen, S. und Hoberman, H.M. (1983). Positive events and social support as buffers of life change stress. Journal of Applied Social Psychology, 13, 99-125.

Cohen, S., Mermelstein, R., Kamarck, T. und Hoberman, H.M. (1985). Measuring the functional components of social support. In I.G. Sarason und B.R. Sarason (Eds.), Social support: Theory, research, and applications (pp. 73-94). Den Haag, NL: Martinus Nijhoff.

Rathner, G., Schulte, P. und Dunkel, D. (1996). Subjektive Wahrnehmung von sozialer Unterstützung in der Bevölkerung. Zeitschrift für Klinische Psychologie, Psychiatrie und Psychotherapie, 44, 158-173.
Zu den Gütekriterien:
Borkenau, P.; Ostendorf,F. (1993). NEO- Fünf- Faktoren- Inventar (NEO-FFI) nach Costa und Mc Crae. Göttingen: Hogrefe.

Cohen, S.; Mc Kay, G. (1984). Social support, stress and the buffering hypothesis: A theoretical analysis. IN: J. Baum; J.E. Singer; S.E. Taylor/Eds., Handbook of psychology and health ( Vol. 3, pp. 253-276). Hillsdale, NJ: Lawrence Erlbaum.

Laireiter, A.-R. (1996). Skalen Soziale Unterstützung. SSU. Mödling: Dr. Schufried.

Muhr, R.; Beham, M. (1992). Der SSQ-6-Items. IN: H. Schattovits (Hrsg), Beratung - Soziales Netzwerk. Evaluierung des sozialen Umfeldes von Ratsuchenden in Beratungsstellen ( S. 121-132). Wien: Institut für Ehe und Familie.

Sommer, G.; Fydrich, T. (1989). Soziale Unterstützung. Diagnostik, Konzepte, F-SOZU. [ Materialie Nr. 22]. Thübingen: dgvt - Verlag.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Person <> Alltagsleben Erleben sozialer Beziehungen
Soziale Unterstützung im Alltagsleben