IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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FAHW, Fragebogen zum allgemeinen habituellen Wohlbefinden
Autoren des Beitrags: Wydra, Georg
Grunddaten
aktualisiert: 11.05.2004
Fragebogen zum allgemeinen habituellen Wohlbefinden  (FAHW)
Von: Wydra G.
Verlag (Jahr): Saarbrücken: SWI (2004, 2. überarb. Fassung)
Bestellung: Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra
Universität des Saarlandes
Postfach 15 11 50
D-66041 Saarbrücken
g.wydra@mx.uni-saarland.de

http://www.sportpaedagogik-sb.de/index.php?artikel=tests

Demoversion erhältlich als Papier-Version
Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra
s.o.
Zusammenfassung
Fragebogen zur Erfassung positiver und negativer Aspekte der allgemeinen habituellen Befindlichkeit im körperlichen, psychischen und sozialen Bereich. Der Fragebogen besteht aus 42 Items, die auf einer jeweils 5-stufigen Likert-Skala zu beantworten sind. Es liegen Normwerte, die auf der Basis von 965 Personen (Schüler, sporttreibende Erwachsene, kranke Erwachsene) vor.
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Erfassung des allgemeinen, d.h. körperlichen, psychischen und sozialen Wohlbefindens in positiver und negativer Hinsicht
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Der Fragebogen besteht aus 6 Skalen. Die Items werden jeweils auf einer 5-stufigen Likert-Skala beantwortet.

Skala 1: Körperliches Wohlbefinden: 7 Items
Skala 2: Körperliches Missbefinden: 7 Items
Skala 3: Psychisches Wohlbefinden: 7 Items
Skala 4: Psychisches Missbefinden: 7 Items
Skala 5: Soziales Wohlbefinden: 7 Items
Skala 6: Soziales Missbefinden: 7 Items

Es können Summenscores für jede einzelne Skala als auch aufaddierte Werte für die Aspekte des Wohlbefindens bzw. des Missbefindens berechnet werden. Des Weiteren ist die Berechung eines Gesamtscores „Well-Being“ möglich.

Gesamtzahl der Items: 42
Theoretische Grundlagen:
Mit dem Beginn der eigenständigen Wohlbefindensforschung stellte sich die Frage, ob positive und negative Affekte als unabhängige Faktoren zu betrachten seien. Als historisch sind die Arbeiten von Bradburn (1969) anzusehen.
Er legte jeweils fünf Items vor, die negative bzw. positive Gefühle zum Ausdruck bringen. Er fand geringe korrelative Beziehungen zwischen positiven und negativen Items und folgerte daraus die relative Unabhängigkeit von positiven und negativen Emotionen.
Seit den Arbeiten von Bradburn (1969) gilt die Unabhängigkeit von positiven und negativen Aspekten als ein Paradigma der Wohlbefindensforschung. Der Zweifaktorenansatz der Befindlichkeit findet sich in einer Reihe von theoretischen Ansätzen zur Umschreibung des Wohlbefindens (vgl. Abele-Brehm & Brehm, 1986; Diener, 1984; Mayring, 1991a). Negative und positive Affekte schließen sich zwar zum gleichen Zeitpunkt weitestgehend aus. Über einen längeren Zeitraum gemittelt, können diese jedoch sehr wohl miteinander positiv korrelieren. Die Zeitabhängigkeit des Wohlbefindens führte zu einer Differenzierung von aktuellem und habituellem Wohlbefinden (Becker, 1991). Das habituelle Wohlbefinden, als eine stabile Eigenschaft, kommt primär durch kognitive Prozesse zustande, die Urteile über aggregierte emotionale Erfahrungen beinhalten.
Becker und Minsel (1986) zeigten, dass das über einen längeren Zeitraum gemittelte aktuelle psychische Wohlbefinden sich als recht guter Indikator für die habituelle seelische Gesundheit erweist. Das aktuelle Wohlbefinden bringt die momentanen Stimmungen, körperlichen Empfindungen sowie das Fehlen von Beschwerden zum Ausdruck. Dieser Aspekt wird vor allem in der Befindlichkeitsforschung thematisiert (Abele-Brehm & Brehm, 1986).
Die Gesundheitsdefinition der WHO legt eine weitere Differenzierung des Konstrukts Wohlbefinden nahe. Wohlbefinden schließt demnach körperliche, psychische und soziale Aspekte mit ein.
Breslow (1972) hat als einer der ersten versucht, diese Dimensionen im Rahmen einer epidemiologischen Untersuchung getrennt zu erfassen, wobei er sich jedoch nicht nur, wie es damals meist noch üblich war, auf die Erfassung der negativen Aspekte der entsprechenden Dimensionen beschränkt hat.
Becker (1991) differenziert explizit das psychische vom physischen Wohlbefinden und Frank (1991) entwickelt einen speziellen Fragebogen zur Erfassung des körperlichen Wohlbefindens. Beide betonen jedoch, dass eine strikte Trennung von emotionalem und körperlichen Wohlbefinden nicht möglich und auch nicht sinnvoll sei. Insbesondere die Beschäftigung mit dem positiven Wohlbefinden als einem eigenständigen Bereich wurde bisher vernachlässigt.
1977 konstatieren Pohlmeier und Biefang noch, dass lediglich die negative Messung von Gesundheit als gangbarer Weg zu erachten sei, um die Gesundheit eines Individuums zu bestimmen und dass Gesundheitsindikatoren, die sich am Konzept positiver Gesundheit orientieren, für die (damalige) aktuelle Diskussion keine Bedeutung hätten. 1991 halten Abele und Becker demgegenüber die Erfassung des Wohlbefindens für einen eigenständigen und insbesondere auch eigenwertigen Bereich, der auch einer speziellen Annäherung bedarf.
Die Entwicklung von Verfahren zur Beurteilung subjektiver Aspekte der Gesundheit stellt dabei lediglich eine Fortsetzung der ärztlichen Anamnese in standardisierter Form dar (vgl. McDowell & Newell, 1996). Es erscheint dann als ein legitimes Anliegen, einen eigenen Fragebogen zum Problemfeld Wohlbefinden zu entwickeln, wenn die vorliegenden Verfahren nicht geeignet erscheinen, das Problemfeld im Hinblick auf ein bestimmtes Forschungsinteresse hinreichend abzudecken (Mayring, 1991b).

Durch einen Fragebogen zum Wohlbefinden sollten positive und negative Aspekte im somatischen, psychischen und sozialen Bereich abgebildet werden.
Körperliches Wohlbefinden: Traditionell erfolgt die Annäherung an das Problem der subjektiven Gesundheit über Fragebögen zur Erfassung von Beschwerden und Schmerzen. Ein erster Ansatz in die entgegengesetzte Richtung wurde von Frank (1991) unternommen, die einen Fragebogen zum körperlichen Wohlbefinden vorstellt. Die Skala „Zufriedenheit mit dem momentanen Körperzustand“ wurde zur Operationalisierung des körperlichen Wohlbefindens für den FAHW übernommen.

Psychisches Wohlbefinden: Die ersten Befindlichkeitsfragebögen waren psychiatrische Beschwerdenlisten. Die Beschwerdenliste von v. Zerssen (1976a) beispielsweise ist ein Fragebogentest zur quantitativen Abschätzung subjektiver Beeinträchtigungen durch (überwiegend) körperliche und Allgemeinbeschwerden. Der Summenwert der Liste sagt etwas darüber aus, in wie weit sich ein Proband durch körperliche und Allgemeinbeschwerden beeinträchtigt fühlt. Eine Differenzierung der Beschwerdesymptomatik ist nicht angestrebt. Es handelt sich bei den Items um typische Beschwerden, wie sie im Bereich der Allgemeinmedizin bzw. Inneren Medizin von den Patienten vorgetragen werden (v. Zerssen, 1976a). Die Befindlichkeitsskala (v. Zerssen, 1976b) stellt die konsequente Weiterentwicklung dieses Vorgehens dar, wobei jedoch nicht nur negative Affekte, sondern auch deren Gegenpol erfasst wird. Froh und schwermütig, frisch und matt stellen typische Items dieser Liste dar.

Soziales Wohlbefinden: Diener (1984) stellt fest, dass zwischen subjektivem Wohlbefinden und Sozialkontakten eine Wechselwirkung besteht. Unabhängig von ihrer Notwendigkeit tragen Sozialkontakte zur Verbesserung des Wohlbefindens bei. Obwohl die Bedeutung sozialer Unterstützungssysteme bzw. der Sozialisation für die Gesundheit Gegenstand zahlreicher Arbeiten ist, finden sich relativ wenige Ansätze zur Erfassung der sozialen Gesundheit. Der soziale Bezug kam erstmals in der WHO-Definition und später in der Definition von Parsons (1967), wonach Gesundheit als die Fähigkeit zur Erfüllung sozialer Rollen definiert wird, zum Ausdruck.

Neben der Soziologie beschäftigt sich auch die Psychologie mit dem Problemfeld soziale Gesundheit. Becker (1989) nennt zwar nicht ausdrücklich den Bereich soziale Gesundheit, aber bei der Auflistung der Indikatoren für Zustände der Gesundheit und Krankheit im körperlichen und seelischen Bereich nennt er die „beeinträchtigte Fähigkeit zum Erfüllen von Rollen und Aufgaben“ bzw. „die reduzierte Liebesfähigkeit“ als Kriterien körperlicher und seelischer Krankheit. Liebesfähigkeit kann „als universal akzeptierter Indikator der seelischen Gesundheit“ angesehen werden (Becker, 1989, S. 12). „Liebesfähigkeit“ wird operationalisiert als die Fähigkeit, auf andere Menschen zuzugehen, sich in andere Menschen hineinzufühlen, gerne anderen Menschen eine Freude zu bereiten oder behilflich zu sein etc.)

Entsprechend diesen Vorüberlegungen wurde ein Strukturmodell des Wohlbefindens konzipiert:
Aspekte des Wohlbefindens / Aspekte des Missbefindens

Körperlicher Bereich
Zufriedenheit mit dem momentanen Körperzustand / Körperliche Gebrechen und Schmerzen

Psychischer Bereich
Ruhe, Ausgeglichenheit und Vitalität / Unsicherheit, Stress und Anspannung

Sozialer Bereich
Freunde haben, intaktes Familienleben, Eingebundensein in die soziale Gemeinschaft / Einsamkeit und soziale Isolation, Enttäuschung über Mitmenschen

Auf der Basis dieser Überlegungen wurden Skalen konstruiert, wobei eine enge Anlehnung an Frank (1991) erfolgte. Der Fragebogen wurde zunächst im Rahmen der stationären Rehabilitation erprobt.
Eine revidierte Fassung wurde in mehreren sportbezogenen Studien an insgesamt N = 666 Probanden eingesetzt. Die einzelnen Skalen erweisen sich hierbei als geschlechtsunabhängig. Im Gegensatz dazu lassen sich zum Teil signifikante Alterseffekte nachweisen: Bei den körperbezogenen Skalen sowie den Summenskalen weisen jüngere Probanden signifikant bessere Werte auf als die Älteren.
Interaktionseffekte zwischen dem Geschlecht und dem Lebensalter konnten nicht nachgewiesen werden. Auch zwischen den verschiedenen analysierten Gruppen lassen sich signifikante Unterschiede nachweisen, die unmittelbar auf den Gesundheitszustand und das Lebensalter der Probanden zurückgeführt werden können.
Erhebungs- / Analysemethoden:
Selbsteinschätzung; Fragebogen;
Gütekriterien
Reliabilität:
Zur Evaluation des Fragebogens wurden in einem ersten Schritt Item- und Konsistenzanalysen durchgeführt Die interne Konsistenz (Cronbach´s Alpha) der aufsummierten Skalen erreicht ein sehr gutes bzw. gutes Niveau (.70 bis .87). Insbesondere die aufsummierten Skalen für die Summe der positiven bzw. negativen Empfindungen und die Well-Being-Skala, die den Gesamtwert ausdrückt, können als in hohem Maße reliabel betrachtet werden.
Validität:
Eine durchgeführte Faktorenanalyse legt eine einfaktorielle Lösung nahe. Der Faktor 1 (Eigenwert 8.06) erklärt 96% der Gesamtvarianz. Die Faktorenladungen der Skalen liegen zwischen .49 und .79. Im Rahmen verschiedener Studien wurde der FAHW zusammen mit der Beschwerdenliste von v. Zerssen (1976a), der Gesichterskala von Andrews und Withey (1976), der deutsche Fassung des Oswestry Low Back Pain Disability Questionnaire von Fairbank, Couper, Davies und O´Brien (1980), dem Tinnitusfragebogen von Goebel (2001), der Skala Seelische Gesundheit von Becker (1989), dem Kohärenzsinn nach Antonovsky (1979) und dem Fragebogen zur Sozialen Unterstützung von Sommer und Fydich (1979) bei Reha-Teilnehmern eingesetzt. Die gefundenen Korrelationen zwischen den verschiedenen Skalen und der Beschwerdenliste bzw. der Gesichterskala verdeutlichen, dass zwar enge Beziehungen zwischen den erfassten Konstrukten bestehen, diese aber doch unterschiedliche Aspekte des Befindlichkeit erfassen.
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Zielgruppenalter:
von 12 bis 99 Jahre
Anwendungsfelder:
Gesunde und Kranke
Ausschlusskriterien und Kontraindikation:
keine
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Speziell geschulte Testleiter.
Materialien:
Papier und Bleistift
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Gruppenanwendung möglich bis zu unbegrenzt vielen Personen.
Computergestützte Anwendung möglich
Anwendungsdauer: 10 Min
Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich

Bezug zur Normstichprobe: Es liegen Vergleichswerte von Schülern, Studenten, Freizeit-, Gesundheits- und Seniorensportlern sowie von Rehabilitanden mit verschiedenen Erkrankungen vor (N=965).
Auswertungsdauer: 3 Min
Kosten
Anschaffungskosten: 0,- €
Einzelne Anwendung: 0,- €
Details: Kosten in Abhängigkeit von den Lohnkosten und der Durchführungsform.;
Publikationen
Allgemein:
Wydra, G. (2003). FAHW. Fragebogen zum allgemeinen habituellen Wohlbefinden. In: J. Schumacher, A. Klaiberg, E. Brähler (Hrsg.), Diagnostische Verfahren zu Lebensqualität und Wohlbefinden (S. 102 - 107). Göttingen: Hogrefe.

http://www.uni-saarland.de/fak5/sportpaed/pdf/Fragebogen%20zum%20allgemeinen%20Wohlbefinden.pdf

Anwendungsliteratur:

Anlauf, S. (1997). Wohlbefinden als Ziel des Gesundheitssports. Diplomarbeit, SWI, Univer-sität des Saarlandes.

Beißmann, J. (1994): Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität, psychosozialen sportbedingten Ressourcen und Wohlbefinden bei Seniorentennisspielern. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Eigner, F. (1994): Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen verschiedenen Indikato-ren und Prädiktoren von Gesundheit und Krankheit unter besonderer Berücksichtigung des Salutogenesemodells. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Faber, D. (1994): Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und Wohlbefindensaspekten bei Leistungsvolleyballspielern. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Scheuer, C. (2003): Untersuchungen zur motorischen Leistungsfähigkeit luxemburger Schüler. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Schmiedel, J. (1994): Aspekte des Wohlbefindens bei Kurteilnehmern mit Rückenschmerzen Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Schrader, A. (1994): Die Bedeutung des Wohlbefindens im Koronarsport. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Wagner, R. (2002): Untersuchungen zur Veränderung der Beschwerdesymptomatik und des Wohlbefindens in der Rehabilitation von Tinnituspatienten. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.

Woll, H. (1995): Determinanten der Gesundheit bei Teilnehmerinnen einer Hausfrauengym-nastik unter besonderer Berücksichtigung sportbezogener Ressourcen. Diplomarbeit, SWI, Universität des Saarlandes.
Zu den Gütekriterien:
Wydra, G. (2004). FAHW. Fragebogen zum allgemeinen habituellen Wohlbefinden. Testmanual (2. überarbeitete Fassung). Verfügbar unter: http://www.uni-saarland.de/fak5/sportpaed/pdf/Fragebogen%20zum%20allgemeinen%20Wohlbefinden.pdf
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Person <> Gesundheit / Krankheit Wohlbefinden / Beschwerden