IQPR - Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation

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Grafik enthält Schriftzug: 'Institut für Qualitätssicherung in Prävention und Rehabilitation (GmbH) an der Deutschen Sporthochschule Köln.', sowie die Schlagworte: 'Arbeit, Assessment, Chancengleichheit, Partizipation, Prävention, Qualität, Rehabilitation'.
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Info

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TBS, Tätigkeitsbewertungssystem
Autoren des Beitrags: IQPR Anne Zollmann
Grunddaten
aktualisiert: 06.05.2004
Tätigkeitsbewertungssystem  (TBS)
Von: Hacker W., Fritsche B., Richter P., Iwanowa A.
Hrsg.: Ulich Eberhard
Verlag (Jahr): vdf Hochschulverlag, Zürich; Teubner, Stuttgart (1995)
Bestellung: Prof. Dr. rer. nat. habil. W. Hacker, Prof. Dr. rer. nat. habil. P. Richter
Technische Universität Dresden Fachbereich Psychologie
Mommsenstraße 13
01062 Dresden

keine Demoversion erhältlich
Zusammenfassung
Beim TBS handelt es sich um ein bedingungsbezogenes, standardisiertes Arbeitsanalyseverfahren. Das Verfahren analysiert und bewertet objektive Tätigkeitsmerkmale auf ihre potentielle Gesundheits- und Persönlichkeitsförderlichkeit. Daraus sollen sich Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitstätigkeit hinsichtlich einer Produktionsförderung, Beanspruchungsoptimierung und Persönlichkeitsförderlichkeit herausbilden. Vor Anwendung des Verfahrens muss allerdings eine Prüfung der Voraussetzungen einer persönlichkeitsförderlichen Arbeitsgestaltung, d.h. der Ausführbarkeit, Schädigungslosigkeit und Beeinträchtigungsfreiheit durchgeführt werden. Die Durchführung des TBS erfolgt nach einer Mehr-Stufen Methodik, bei der schrittweise eine Einengung und Verfeinerung des Datenmaterials erfolgt.
Der TBS setzt sich aus verschiedenen Verfahrensteilen/Modulen zusammen. Der TBS (Langform) besteht aus fünf Modulen. Der erste Teil beinhaltet die konzeptionellen Grundlagen und Gütekriterien des Verfahrens. Der zweite Teil enthält neben der Handanweisung für den Untersucher eine Anleitung zum Gesamtvorgehen, sowie detaillierte Erhebungshinweise. Das dritte Modul besteht aus einem Merkmalsteil. Hier werden objektive Anforderungen, die der Arbeitende während seiner Arbeit zu bewältigen hat beschrieben. Das zweite und dritte Modul zählt zu der "objektiven" Variante des TBS (TBS-O). Das vierte Modul stellt eine Variante für den Arbeitsplatzinhaber in Form einer Selbstanalyse dar ("subjektive Variante TBS-S). Inhaltlich entspricht dieses Modul der objektiven Variante. Der fünfte und letzte Teil des TBS beinhaltet den Leitfaden zur Bewertung und Gestaltung der analysierten Arbeitstätigkeit. Dabei gibt der Leitfaden u. a auch differenzierte Hinweise zu möglichen Arbeitsgestaltungsmaßnahmen.

Ergänzend zum schriftlichen Teil des TBS (Buchform) liegt nun auch eine Diskette vor. Mittels der Diskette soll ein "Durchspielen" möglicher Gestaltungslösungen, deren Folgen vorabgeschätzt werden sollen, ermöglicht werden. Der TBS (TBS-L = Langform) liegt des weiteren noch in einer Kurzvariante (TBS-K) als auch in verschiedenen industriezweigspezifischen Verfahrensvarianten vor:
TBS Bauwesen (Heinrich, 1984), TBS-Handel (Pössiger, 1986), TBS für Bürotätigkeiten mit überwiegend geistigen Anforderungen TBS-GA (Rudolph, Schönfelder, Hacker, 1987), TBS-GA-S (Richter, 1994), BEBA (Pohlandt, Jordan, Maßloch, Hacker, 1996).
Test- / Analysedesign
Ziel(e) / Zielgröße(n):
Ziel des Verfahrens ist es die objektiven Gegebenheiten einer Arbeitstätigkeit zu analysieren und zu bewerten. Beurteilt wird die Persönlichkeitsförderlichkeit einer Arbeitstätigkeit. Ermittelt werden Ursachen der arbeitsbedingten Beeinträchtigung wie, psychischer Ermüdung, Monotonie, psychische Sättigung und Stress.
Dimensionen / Analyseeinheiten:
Das TBS umfasst 52 Skalen, mit folgenden Merkmalsgruppen:

A: Organisatorische und technische Bedingungen, welche die Vollständigkeit bzw. Unvollständigkeit von Tätigkeiten determinieren
   * Vielfalt der Teiltätigkeiten (Arbeitsteilung bzw. -kombination und Funktionsteilung    Mensch/ Arbeitsmittel
   * Variabilität der Tätigkeit
   * Objektive Möglichkeiten zur psychischen Automatisierung ("routinemäßigen"    Ausführung) von Teiltätigkeiten
   * Durchschaubarkeit des Fertigungs- und Arbeitsprozesses
   * Vorhersehbarkeit und zeitliche Bindung (Kopplung) von Anforderungen
   * Beeinflussbarkeit des Arbeitsprozesses
   * Körperliche Abwechslung

B: Kooperation und Kommunikation
   * Umfang erforderlicher kooperativer Arbeiten materiell- gegenständlicher und informationell- kommunikativer Art
   * Inhalte erforderlicher Kooperation/ Kommunikation
   * Formen erforderlicher Kooperation/ Kommunikation, die sich aus den organisatorisch-    technischen Inhalten der gemeinschaftlichen Festlegungen und Vollzüge ergeben
   * Variabilität erforderlicher Kooperation/ Kommunikation
   * Möglichkeiten zu nicht auftragsbedingter Kommunikation (im Arbeitsbereich während    der Arbeitszeit)

C: Verantwortung, die aus dem Arbeitsauftrag folgt
   * Inhalte individueller Verantwortung
   * Umfang individueller Verantwortung
   * Gemeinschaftliche Verantwortung für Leistungen

D: Erforderliche geistige (kognitive) Leistungen
   * Erforderliche Orientierungsleistungen (in der Umgebung) und Beurteilungen
   * Vielfalt von tätigkeitsregulierenden Wahrnehmungsvorgängen und -inhalten
   * Erforderliche Fachkenntnisse (Erfahrungswissen)
   * Erforderliche Abbild- (Repräsentations-) ebenen von Verarbeitungsleistungen
   * Erforderliche geistige (kognitive) Leistungen
   * Vielfalt erforderlicher geistiger (kognitiver) Leistungen

E: Qualifikations- und Lernerfordernisse
   * Geforderte berufliche Vorbildung
   * Inanspruchnahme der geforderten beruflichen Vorbildung durch die untersuchte    Tätigkeit
   * Bleibende arbeitsbedingte Lernerfordernisse
Theoretische Grundlagen:
Grundlage ist das Konzept der psychischen Regulation von Arbeitstätigkeiten (Hacker, Richter 1984). Die Analyse der Arbeitstätigkeit richtet sich auf regulierende psychische Vorgänge. Ziel und Bewertungsmaßstab beim TBS sind vollständige Tätigkeiten. Diese sind gekennzeichnet durch:
"- ausreichende Häufigkeit des Auftretens von Handlungserfordernissen überhaupt,
- Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten,
- ausreichende regulationswirksame Rückmeldungen und
- die Erfordernisse von kognitiven Handlungsvorbereitungsschritten mit
- auch nichtalgorithmischen, schöpferischen Teilen, sowie
- selbständigen, zugleich motivierenden Zielsetzungs- und Entscheidungsmöglichkeiten,
- die auf andere Arbeitstätigkeiten (auch Nichterwerbstätigkeiten) übertragbar sind." (Pohlandt, Hacker, Richter, 1999, S. 516-517)
Erhebungs- / Analysemethoden:
Selbsteinschätzung; Fremdeinschätzung; Fragebogen; Interview; Beobachtung; Dokumentenanalyse; Beobachtungsinterview;
Frage- und Antwortformate / Beurteilungsskalen: 52 ordinalgestufte Skalen
Aufbau: Kurz- und Langform vorhanden ; Modularer Einsatz möglich;

Gütekriterien
Objektivität:
Die Überprüfung der interpersonellen Urteilerübereinstimmung fand in mehreren Feldstudien statt. Hier wurde das aus der Informationstheorie stammende Redundanzmaß als Maß für die Übereinstimmung verwendet. Anhand eines Fallbeispiels in der Montagetätigkeit stuften 62 Untersucher unabhängig voneinander eine Tätigkeit mit Hilfe der TBS- Merkmalsskalen ein. Als Ergebnis wurden folgende Redundanzmaße für fünf Merkmalsbereiche der TBS-Skalen ermittelt (vgl. Hacker, Fritsche, Richter, Iwanowa, 1995):
- Organisatorische und technische Bedingungen R = 0.64 - 1.0
- Kooperation und Kommunikation R = 0.72 - 1.0
- Verantwortung R = 0.49 - 0.92
- Geistige Leistungen R = 0.57 - 1.0
- Qualifikations- und Lernerfordernisse R = 0.67 - 1.0
Reliabilität:
Die Reliabilität wurde anhand der intraindividuellen Untersucherübereinstimmung (Wiederholungsstabilität) überprüft. Gleiche Untersucher sollen über gleiche Tätigkeiten zu verschiedenen Untersuchungszeitpunkten zu gleichen Aussagen kommen. Untersucht wurde dies anhand eines Fallbeispiels der Montagetätigkeit. Durchgeführt wurde die Analyse von 62 Untersuchern. Als Ergebnis wurde folgende Korrelationskoeffizienten für die Wiederholungsstabilität ermittelt (vgl. Hacker, Fritsche, Richter, Iwanowa, 1995):
- Organisatorische und technische Bedingungen r = 0.33 - 1.0
- Kooperation und Kommunikation r = 0.71 - 1.0
- Verantwortung r = 0.55 - 1.0
- Geistige Leistungen r = 0.62 - 1.0
- Qualifikations- und Lernerfordernisse r = 0.73 - 1.0 Als gemeinsamen Korrelationskoeffizienten über alle Skalen wird r=0.87 (signifikant auf dem 1%-Niveau) angegeben (vgl. Hacker, Fritsche, Richter, Iwanowa, 1995)
Validität:
Die Überprüfung der Validität erfolgte anhand eines multiplen Validierungsansatzes. Dieser multiple Validierungsansatz beinhaltet eine innere und äußere Kriterienvalidität, simultane konvergente und diskriminante Kriterienvalidität sowie prognostisch konvergente und diskriminante Krieterienvalidität (vgl. . Hacker, Fritsche, Richter, Iwanowa, 1995). Zur Ermittlung der inneren Kriterienvalidität wurde das Verfahren VERA ("Verfahren zur Ermittlung von Regulationserfordernissen in der Arbeitstätigkeit" von Volpert, Oeterreich, Gablenz-Kolakovic, Krogoll und Resch, 1982) herangezogen. Die Auswertung belegte eine Übereinstimmung beider Verfahren. Die innere Validität des TBS kann für die zentrale Dimension der 'Persönlichkeitsförderlichkeit' als gegeben angesehen werden. Zum Nachweis der äußeren Kriterienvalidität wurden die einfachen linearen Korrelationskoeffizienten zwischen TBS-Skalen und Außenkriterien (Wahrnehmung und Bewertung der Tätigkeit durch die Beschäftigten (SAA), Arbeitszufriedenheit, kurzfristige (BMS) und langfristige (BEL, Krankenstand) Beanspruchungswirkungen) ermittelt (Hacker et al., 1995). Außerdem wurde der TBS auf Konstruktvaliditat (Inhaltlich-logische Gültigkeit und strukturelle Gültigkeit) überprüft.
Zielgruppe / Einsatzbereiche
Anwendungsfelder:
Montage-, Bedien- und Überwachungstätigkeiten aller Industriebranchen Industriezweigspezifische Varianten des TBS liegen vor für folgende Anwendungsfelder:
Bauwesen (Heinrich, 1984),
Handel (Pössiger, 1986),
Bürotätigkeiten mit überwiegend geistigen Anforderungen TBS-GA (Rudolph, Schönfelder, Hacker, 1987), TBS-GA-S (Richter, 1994), BEBA (Pohlandt, Jordan, Maßloch, Hacker, 1996).
Voraussetzungen für die Anwendung
Erforderliche personelle Qualifikation:
Arbeitspsychologen, professionelle Arbeitsgestalter, geschulte Arbeitswissenschaftler, Ingenieure, Informatiker;
Verfahrensspezifischer Lehrgang
Anwendung und Auswertung
Hinweise zur Anwendung: Einzeltest
Anwesenheit des Untersuchers während der Untersuchung notwendig
Anwendungsdauer: 60-120 Min
Hinweise zur Auswertung: Computergestützte Auswertung möglich
Auswertungsdauer: 480-960 Min
Es stehen vier kombinierbare Möglichkeiten für das Bewerten der Analyse zur Verfügung (Bewertung des Anforderungs- und Gestaltungsspielraum, Differenzbewertung, Relativbewertung, wirkungsbezogene Bewertung).
Kosten
Publikationen
Allgemein:
Hacker, W.; Fritsche, B.; Richter, P. und Iwanowa, A. (1995). Tätigkeitsbewertungssystem
(TBS). Verfahren zur Analyse, Bewertung und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten. Mensch
Technik Organisation Band 7. Zürich: vdf Hochschulverlag.

Pohlandt, A.; Hacker, W. und Richter, P. (1999). Tätigkeitsbewertungssystem (TBS). In H.
Dunckel (Hrsg.): Handbuch psychologischer Arbeitsanalyseverfahren. Zürich: vdf
Hochschulverlag.
Zu den Gütekriterien:
Hacker, W.; Fritsche, B.; Richter, P. und Iwanowa, A. (1995). Tätigkeitsbewertungssystem
(TBS). Verfahren zur Analyse, Bewertung und Gestaltung von Arbeitstätigkeiten. Mensch Technik Organisation Band 7. Zürich: vdf Hochschulverlag.


Pohlandt, A.; Hacker, W. und Richter, P. (1999). Tätigkeitsbewertungssystem (TBS). In H.
Dunckel (Hrsg.): Handbuch psychologischer Arbeitsanalyseverfahren. Zürich: vdf Hochschulverlag.
Analysebereiche bzw. Schlagworte
AnalysebereichSchlagwort
Betriebliche Organisation Externale Ressourcen bezogen auf das Arbeitsleben
Kognitive Anforderungen Handlungs- und Planungskompetenzen (A)
Informationsverarbeitung (A)
Person <> Arbeitsleben Externale Ressourcen bezogen auf das Arbeitsleben
Subjektive Arbeitsbewertung
Qualifikationsanforderungen Ausbildung (A)
Fach- und themenspezifische Qualifikationen (A)
Schlüsselqualifikationen und Arbeitsverhalten (A)
Soziale Anforderungen Kommunikation (A)
Teamarbeit (A)
Unmittelbare Arbeitsumgebung Arbeitsinhalte und -strukturen
Externale Ressourcen bezogen auf das Arbeitsleben
Handlungs- und Entscheidungsspielraum
Potentielle Stressoren im Arbeitsleben